Stadtwerke Heidelberg Bäder
Längere Saison durch grüne Wärme
Unser Umfeld
Schwimmbäder übernehmen in Städten und Gemeinden vielfältige Aufgaben. Die meisten Hallenbäder entstanden ursprünglich, damit die Kommunen ihrer Pflicht nachkommen konnten, Schwimmunterricht zu ermöglichen. Gleichzeitig decken die Bäder die Bedarfe vieler anderer Zielgruppen: Mitglieder von Vereinen, Menschen, die zu erschwinglichen Preisen etwas für ihre Gesundheit und Fitness tun möchten, andere, die eine gute Zeit mit ihren Freunden und Familien in den Bädern verbringen möchten. Vor allem die Freibäder haben in den heißen Sommern einen hohen Freizeitwert. Zwar sind die Gästezahlen dort laut der Bäderallianz Deutschland über die Saison gesehen rückläufig, weil sie mit vielen anderen Freizeitangeboten konkurrieren – aber bei hochsommerlichen Hitzeperioden verzeichnen viele Bäder immer neue Besucherrekorde.
ANGESPANNTE PERSONALSITUATION IN EINEM VIELSEITIGEN UND QUALIFIZIERTEN BERUF
Waren es in den letzten Jahrzehnten die Wasserflächen, die das Angebot der Bäderbetriebe begrenzten, so ist es heute immer mehr der Faktor Personal. Schon vor dem Auftreten des Corona-Virus 2022 und der Gasmangellage 2023 hatten die Bäder mit einer angespannten Personalsituation zu kämpfen. Seither hat sich die Situation weiter verschärft. Zwischen 900 und 2.500 Personen fehlen Schätzungen zufolge bundesweit in den Bädern. Rechnet man Aushilfen hinzu, werden sogar 5.000 unbesetzte Stellen ausgemacht.
Viele Bäder haben im letzten Jahr daher ihre Öffnungszeiten eingeschränkt, oft mussten sie aufgrund dünner Personaldecken bei Krankheitsausfällen auch kurzfristig schließen. Gleichzeitig beklagt die Bäderallianz Deutschland eine mangelnde Wertschätzung des qualifizierten Bäderpersonals und hebt hervor, wie vielseitig, abwechslungsreich und hochqualifiziert der Beruf der Bäderfachangestellten ist. Hier sei bundesweit Imagearbeit zu leisten.
SPAGAT ZWISCHEN WÜNSCHEN AN DAS ANGEBOT UND NACH KOSTENBEGRENZUNG
Schwimmbäder sind eine Leistung, die Städte und Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern aus vielen unterschiedlichen Gründen bieten – kostendeckend sind sie allerdings nicht. Bundesweit gilt als Faustzahl, dass ein Bad eine Kommune jährlich eine Million Euro kostet. Viele Bäder wurden in den vergangenen Jahren daher aufgegeben, andere sind von einem Sanierungsstau betroffen.
Kreative Idee aus dem
Bäder-Team
ermöglichte längere Saison
im Thermalbad
Auch in Heidelberg benötigt durchschnittlich jedes der fünf Bäder über die Eintrittsgelder hinaus Zuschüsse in Höhe von rund einer Million Euro. Jeder Schwimmbadbesuch wurde im Jahr 2023 mit über 14 Euro aus öffentlichen Mitteln bezuschusst.
UNSERE LEISTUNGEN
FÜR JEDEN BEDARF EIN PASSENDES ANGEBOT
Die Heidelbergerinnen und Heidelberger sowie ihre Gäste können im Winter zwischen drei Hallenbädern, davon zwei mit Saunen, und im Sommer zwischen zwei Freibädern und einem Hallenbad mit Außenbereich und Sauna wählen.
Jedes der Bäder hat eine spezifische Ausrichtung: So ist das City-Bad im Stadtzentrum vor allem für Sportschwimmer geeignet. Das Hasenleiser-Bad im Heidelberg- Rohrbach punktet zusätzlich mit einer Sauna. Das ganzjährig geöffnete Hallenbad Köpfel bietet nicht nur eine Sauna, sondern auch ein großes Nichtschwimmerbecken und einen Außenbereich im Sommer. Daher wird es auch von Familien gern genutzt. Das Tiergartenbad im Neuenheimer Feld mit seinem großen Park, mit Sprunganlagen, Rutschbahnen und Sportmöglichkeiten zieht vor allem junge Menschen und Familien an, währen das traditionsreiche Thermalbad in Heidelberg-Bergheim mit beheiztem Wasser und einem eher ruhigeren Ambiente lockt – sowie mit der längsten Freibad- Saison in der Region. Geöffnet ist es von April bis Oktober.
Ende April 2023, nach Ende der Heizperiode, öffneten die Saunen in den Hallenbädern wieder.
Bundesweit stehen Bäder vor der Herausforderung, Personal zu gewinnen.
SAUNEN WIEDER OFFEN, SAISON VERLÄNGERT
Die Folgen der hohen Energiepreise für die Bäder reichten noch bis ins Jahr 2023: Im Vorjahr war beschlossen worden, die Saunen in den Hallenbädern Hasenleiser und Köpfel zu schließen, um Energie zu sparen. Im Frühling, mit dem Rückgang der Nachfrage nach Heizenergie, öffneten sie zur Freude vieler Besucherinnen und Besucher wieder.
Erstmals konnten wir im Jahr 2023 die Badesaison im Tiergartenbad verlängern, da wir das Beckenwasser seither im Frühjahr und Herbst nachhaltig mit einer Wärmepumpe beheizen. Betrieben wird sie mit Strom aus einer großen Photovoltaik- Anlage auf dem Dach des Umkleidegebäudes. Das Bad konnte somit zwei Wochen länger als bisher – bis Ende September – geöffnet bleiben.
Auch das Thermalbad hatte länger offen als sonst, um das gute Herbstwetter zu nutzen: Möglich war dies, weil eine Idee aus dem Bäder-Team für einen optimierten Personaleinsatz umgesetzt wurde. So konnte das Thermalbad noch öffnen, ohne dass es Einschränkungen beim Betrieb der Hallenbäder gab.
BÄDERKONZEPT: ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE ANGEBOTE
Im Laufe des Jahres 2023 haben wir unserem Aufsichtsrat ein neues Bäderkonzept vorgestellt, das wir im Vorjahr in Abstimmung mit dem Amt für Sport und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg erarbeitet hatten. Aufbauend auf der absehbaren Stadt- und Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt es den Bedarf an Sport-, Gesundheits- und Freizeitangeboten.
Ergänzend umfasst es Maßnahmen, um die Profile der Bäder noch mehr zu schärfen, sowie Ideen für eine noch zielgruppenspezifischere Ansprache von potenziellen Gästen. Im besonderen Fokus stehen dabei Kinder, Jugendliche und Senioren. Neue Angebote sollen Zusatzerlöse generieren. Die Bandbreite der Vorhaben reicht von der Vermietung von Liegen bis zu einer neuen Saunalandschaft im Hallenbad Köpfel. Im Jahr 2023 wurden einige dieser Maßnahmen schon konkretisiert.
Eine von vielen Aktionen zum Mitmachen beim Sommer-Sportfest im Juli im großen Tiergartenbad.
EVENTS IN DEN BÄDERN
Wir bieten in unseren Bädern zahlreiche Schwimm-, Kraul- und Aquafitness-Kurse an. Insgesamt fanden 131 (Vorjahr: 135) Kurse mit 1.833 (Vorjahr: 1.800) Teilnehmenden statt. Das Bäder-Team hat zudem ein Eventkonzept entwickelt und schon wesentliche Bausteine daraus im Laufe des Jahres umgesetzt: Einmal im Quartal finden Veranstaltungen statt, bei denen Kinder und Jugendliche spielerisch Schwimmen lernen. Bei anderen Veranstaltungen stehen Spielen, Spaß und Unterhaltung im Vordergrund. Dazu zählte ein großes Fest am 23. Juli: das Sommer-Sportfest zum 70-jährigen Jubiläum des Tiergartenbads. Fünfzehn Heidelberger Sportvereine beteiligten sich an dem Aktionstag und boten großen und kleinen Gästen zahlreiche Mitmach-Aktionen – von Capoeira über Fechten und Rugby bis hin zu Wasserpistolen-Schießen.
Eine Fotowand versetzte in die Atmosphäre der 1950er-Jahre, in denen das Bad gebaut wurde. Am 9. Dezember hat das Bäder-Team außerdem den beliebten Winter-Badespaß im Hallenbad Hasenleiser mit Wasserlaufbahn und -spielgeräten, Schwimm- und Wasserspielen sowie Tanz Choreografien zum Mitmachen angeboten. Über 150 Kinder und Jugendliche kamen zum Event.
SCHWIMMEN LERNEN – FÜR SICHERHEIT IM WASSER
Eine weitere Kategorie von Events in unseren Bädern umfasst die Abnahme von Schwimmabzeichen: So boten die Ausbilderinnen und Ausbilder des Bäder- Teams im April, Juli, August und Dezember Prüfungen für das Seepferdchen sowie für die Deutschen Schwimmabzeichen Gold, Silber und Bronze an. Wer die Prüfung ablegen wollte, konnte spontan ohne Anmeldung vorbeikommen. Rund 150 Kinder und Jugendliche nahmen erfolgreich teil.
In den Winter-, Faschings-, Pfingst- und Herbstferien ermöglichten wir in Kooperation mit dem Amt für Sport und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg, dem Sportkreis Heidelberg, der Franziska van Almsick Stiftung und dem Institut für Sport und Sportwissenschaft Heidelberg im Hallenbad Hasenleiser täglich Kinderschwimmkurse. Insgesamt lernten darüber 387 Kinder aus Heidelberg und der Region schwimmen – darunter auch solche, die einer besonderen Betreuung bedürfen. Hinzu kamen zahlreiche Kinderschwimmkurse des Schwimmvereins Nikar, für die wir in unseren Bädern Platz zur Verfügung stellen.
Das Bäder-Team in Aktion beim Winter-Badespaß im Hallenbad Hasenleiser.
DIGITALE SERVICES
Zügigerer Zugang
zu den Bädern
durch optimiertes
Kassensystem
Im Laufe des Jahres konnten wir unser Kassensystem optimieren: Seither sind die Reaktionszeiten bei der Ticketausgabe und beim Einlass deutlich verkürzt. Seit Sommer 2023 erfassen wir die Auslastung der Bäder außerdem mittels Sensoren und stellen sie im Eingangsbereich der Bäder sowie auf der Homepage als Besucherampel dar. So geben wir Gästen einen Überblick über günstige Besuchszeiten und sorgen gleichzeitig für eine gleichmäßigere Auslastung.
LAUFENDE MODERNISIERUNG
In den fünf Bädern gibt es regelmäßig Bedarf an Modernisierung und Erneuerung. Eine der größten Maßnahmen im Jahr 2023 betraf das City-Bad. Dort wurde ein neuer Schwallwasserbehälter eingebaut. Dieser große Behälter dient als Zwischenspeicher für Wasser, das von der Überlaufrinne des Beckens zur Aufbereitungsanlage befördert wird. Unter anderem nimmt er das Wasser aus den Schwimmbecken auf, das von den Badegästen in den Becken verdrängt wird. Mit dem neuen Behälter wurden auch die Arbeitsschutzbedingungen optimiert.
Als eine Maßnahme des Bäderkonzepts soll im Hallenbad Köpfel zudem eine neue Saunalandschaft entstehen. Die Planungen dafür haben im Jahr 2023 begonnen.
Im Eppelheimer Gisela-Mierke-Bad wurden aufgrund eines technischen Defekts Ende Dezember 2023 und im Januar 2024 größere Erneuerungen an der Technik erforderlich.
Laufende Modernisierung: Im City-Bad wurde der Schwallwasserbehälter ausgetauscht, in den das Überlaufwasser des Beckens fließt.
NACHHALTIGES WIRTSCHAFTEN
Die Bäder in Heidelberg nehmen seit zwölf Jahren am städtischen Projekt Nachhaltiges Wirtschaften teil. Seither berücksichtigen sie systematisch Umweltschutzkriterien im Betrieb und lassen sich immer wieder neu auf den Prüfstand stellen. In allen Bädern wurden in diesem Zeitraum schon zahlreiche Umweltschutzmaßnahmen umgesetzt.
Hallenbad Hasenleiser
ausgezeichnet
als »nachhaltig
wirtschaftender Betrieb«
Im Jahr 2023 nahm das Hallenbad Hasenleiser zum zweiten Mal erfolgreich an dem Projekt teil: Im Frühjahr 2024 wurde es revalidiert und als »nachhaltig wirtschaftender Betrieb« ausgezeichnet. Erstmals analysierten wir in diesem Rahmen anhand einer Treibhausgasbilanz die klimarelevanten Emissionen des Bades. Ein großer Anteil ist auf den Stromverbrauch zurückzuführen. Unsere wichtigste Klimaschutz-Maßnahme im Bad ist daher der Austausch der Beleuchtung gegen energiesparende LED. Zudem reduzieren wir die Beleuchtung in den Technikräumen. Für diese Optimierungen investieren wir 120.000 Euro. Weitere Maßnahmen, etwa zur Wärmerückgewinnung oder zur energetischen Optimierung der Beckenumwälzung, sind in Prüfung.
AKTIVE GEWINNUNG VON PERSONAL FÜR DAS BÄDER-TEAM
Im Vorfeld der Freibadsaison intensivierten wir unsere Aktivitäten zur Gewinnung von Aushilfen für diesen Zeitraum und sorgten für eine breite Präsenz des Angebots in geeigneten Medien und an relevanten Orten. Besonders erfolgreich war eine »Bierdeckel-Aktion«:
Über mehrere Wochen hatten wir per Bierdeckel in verschiedenen Locations aufgefordert, sich als Aushilfen für die Beckenaufsicht und den Kassenbereich über QR-Codes zu bewerben. Allein über diesen Weg konnten wir zehn Aushilfen gewinnen.
Dieser Bierdeckel brachte uns viele Bewerbungen von Saison- Aushilfen ein.
Ein engagiertes Team sorgt für positive Energie in den Bädern.
ERGEBNISSE
GÄSTEZAHLEN
Im Jahr 2023 lagen die Besuchszahlen mit 505.007 (Vorjahr: 473.936) Gästen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Freibäder verzeichneten 266.939 (Vorjahr: 277.926) Badegäste. Nach einem sehr guten Saisonstart wirkte sich der regnerische August mindernd auf ihre Besuchsbilanz aus. In den Wochen danach kamen jedoch wieder viele Besucher in die Bäder. Die Hallenbäder konnten mit 238.068 (Vorjahr: 196.010) Gästen gegenüber 2022 deutlich zulegen.
Wegen seiner Mosaikwände firmiert das Hallenbad Hasenleiser auch als »das bunte Bad«.
UMSATZ, INVESTITIONEN, WIRTSCHAFTLICHES ERGEBNIS
Der Umsatz der Bäder lag 2023 bei 2,2 (Vorjahr: 2,0) Millionen Euro. Die Investitionen betrugen 0,3 (Vorjahr: 0,5) Millionen Euro. Hauptsächlich flossen sie in die Modernisierung des Schwallwasserbehälters.
Der Bäderbetrieb führt regelmäßig zu einem Jahresfehlbetrag. Im Jahr 2023 lag er aufgrund unplanbarer Reparaturen, gestiegener Material- und Personalkosten sowie einem erhöhten Personaleinsatzes im Sommer bei 7,4 (Vorjahr: 6,8) Millionen Euro.
Ausblick
Mitte April 2024 wurde das Bäderkonzept in die Gremien des Gemeinderats der Stadt Heidelberg eingebracht. Parallel zum Gremienlauf werden im Laufe des neuen Geschäftsjahres bereits Maßnahmen aus dem Plan umgesetzt:
- So steht im Hallenbad Köpfel eine große Revision an. Währenddessen soll mit dem Umbau der Saunalandschaft begonnen werden.
- Geplant ist, auch die Sauna im Hallenbad Hasenleiser attraktiver zu gestalten.
- Im Laufe der Sommersaison 2024 werden im Thermalbad erstmals VIP-Bereiche angeboten: Das sind Bereiche mit Liegen, wo die Gäste per Handy Bestellungen im Kiosk aufgegeben können.
- Der Biergarten im Thermalbad, zugänglich sowohl für Badegäste als auch für die Öffentlichkeit, wird ausgebaut: Schon ab der Saison 2024 setzt er ein neues, noch zielgruppenspezifischeres Betreiberkonzept um. In diesem Zuge optimieren wir unter anderem die Zugänge zum Biergarten.
Ergänzend ist vorgesehen, im Jahr 2024 mit einem Webshop online zu gehen. Darüber werden Gäste Mehrfachkarten, Gutscheine und Kursteilnahmen buchen können. So wird der Verwaltungsaufwand insbesondere bei den Kursen reduziert. Gleichzeitig erwarten wir höhere Umsatzerlöse durch diese Maßnahme. Im ersten Halbjahr 2024 wird ein Film über die Ausbildung zu Fachangestellten für Bäderbetrieb produziert. Das Konzept knüpft an die Kampagne so will ich arbeiten der Stadtwerke Heidelberg an und spielt mit den Klischees über die Berufe in den Bädern, in dem es gängige Vorurteile überzeugend auflöst.