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Vollständiger Bericht

Kapitel einzeln

Stadtwerke Heidelberg Energie

Immer mehr grüner Strom für grüne Wärme

Bis 2035 soll die Fernwärme in Heidelberg klimaneutral sein. Wie wir das schaffen wollen? Durch Kooperationen und neue Erzeugungsanlagen – letztere angetrieben mit Strom, der aus Wind und Sonne stammt.

Die Stadtwerke Heidelberg Energie sind zuständig für die Beschaffung von Energie und die Lieferung von Strom, Erdgas und Fernwärme. Ihren Kunden bieten sie Energiedienstleistungen an, und durch ihre Services rund um das Ökostrom-Produkt heidelberg KLIMA auch zahlreiche Möglichkeiten für den sparsamen Einsatz von Energie. Mit dem Kundenzentrum und dem ENERGIEladen sind sie erster Ansprechpartner für die Energiekunden. Die Gesellschaft ist außerdem für energiewirtschaftliche Grundsatzfragen zuständig. Ende 2023 zählte sie 118 Beschäftigte.

UNSER UMFELD

KOMMUNALE WÄRMEPLANUNG UND GRÜNE FERNWÄRME

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Dazu hat die Politik im Jahr 2023 zwei Gesetze auf den Weg gebracht: zum einen die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die Vorgaben für das künftige Heizen definiert und am 1. Januar 2024 in Kraft trat, und zum anderen das Wärmeplanungsgesetz, das ebenfalls seit dem 1. Januar 2024 gilt und auf dessen Grundlage Kommunen in allen Bundesländern kommunale Wärmepläne zu erstellen haben. Damit sollen Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen die nötige Orientierung und Planungssicherheit erhalten, um sich für eine passende Heiztechnologie entscheiden zu können. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Fernwärme zu. Der Vorteil der öffentlichen Wärmeversorgung: Über ein Wärmenetz erreicht immer mehr grüne Fernwärme alle angeschlossenen Haushalte, ohne dass bei den Immobilienbesitzern zusätzliche Investitionen entstehen. Betreiber bestehender Wärmenetze sind per Wärmeplanungsgesetz verpflichtet, ihre Fernwärme bis 2030 auf 30 Prozent, bis 2040 auf 80 Prozent und bis 2045 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.

Geplant war, für die Energie- und Wärmewende 60 Milliarden Euro an ungenutzten Kreditermächtigungen für Maßnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus in einen Klima- und Transformationsfonds zu überführen. Im November 2023 stoppte das Bundesverfassungsgesetz dieses Vorhaben jedoch. Erforderlich sind daher neue Wege für eine Finanzierung der bevorstehenden Klimaschutzmaßnahmen.

PREISENTWICKLUNGEN

Nach dem Allzeithoch des Gaspreises an den Großhandelsmärkten im September 2022 sank der Preis für Erdgas im Jahr 2023 wieder. Dennoch lag er laut dem Think-Tank Agora Energiewende 100 Prozent über dem fünfjährigen Mittel der Jahre 2017 bis 2021.

Auch die Großhandelspreise am integrierten europäischen Strommarkt fielen im Laufe des Jahres wieder. Die Preise für die Endkunden folgten nur bedingt den fallenden Tendenzen auf den Märkten für Gas und Strom. Hintergrund ist, dass Energieversorger oft durch festgelegte Vertragslaufzeiten, Preisbindungen und langfristige Beschaffungsstrategien gebunden sind. Insbesondere für Bestandskundinnen und -kunden ändern sich die Verbrauchspreise daher verzögert gegenüber denjenigen an den Großhandelsmärkten.

Gleichzeitig wurden die Preise durch die Politik begrenzt: Die Preisbremsengesetze garantierten den Endkunden einen Preisdeckel für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs.

Die Kostenlücke bei den Energieversorgern, die höhere Beschaffungskosten hatten, hat der Bund ausgeglichen. Infolge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichtes vom 15. November 2023 liefen die staatlichen Preisbremsen zum Jahresende aus und wurden nicht, wie ursprünglich geplant, bis Frühjahr 2024 verlängert. Die Endkundenpreise wurden zudem seit Oktober 2022 durch eine von 19 auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuer gesenkt. Ursprünglich sollte diese Maßnahme Ende Februar 2024 auslaufen. Allerdings wurde der Schlusstermin im Februar noch einmal auf Ende März 2024 verschoben.

All diese Maßnahmen haben – zusammen mit den damit verbundenen Informationspflichten – zu erheblichen Belastungen bei den Energieversorgern geführt. Insbesondere die wiederholten kurzfristigen Anpassungen der Abrechnungssysteme brachten einen hohen Aufwand und personelle Engpässe mit sich. Zudem waren zahlreiche Sonderfälle zu beachten. Ein Geschäft, das auf Massenprozesse angelegt ist, stößt damit an seine Grenzen. Viele Energieversorger hatten daher mit Imageverlusten zu kämpfen, da diese Zusammenhänge von außen kaum nachvollziehbar, gleichzeitig aber durchaus ärgerlich für die Kundinnen und Kunden waren.

ENTWICKLUNG DER E-MOBILITÄT

Der Verkehr ist einer der wichtigsten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Laut Klimaschutzgesetz des Bundes sollen die Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehr bis zum Jahr 2030 um 49 Prozent gegenüber 2019 sinken, bis 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral werden.

Das bedeutet für den Verkehrssektor eine weitestgehende Reduktion der Treibhausgas- Emissionen auf nahezu null.

Einen wesentlichen Lösungsbeitrag kann die Elektromobilität mit Ökostrom liefern. Laut Statista Research Department wurden im Jahr 2023 insgesamt 524.200  Elektroautos in Deutschland neu zugelassen. Damit wurde ein neuer Höchstwert erreicht. Bezogen auf alle Neuzulassungen sank der Anteil jedoch von 20 Prozent im Jahr 2022 auf 18 Prozent. Im Dezember 2023 wurde das Ende der staatlichen Förderung für E-Autos, auch Umweltbonus genannt, bekannt gegeben.

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Die Regelungen zur Bewältigung der Energiesituation, die Anfang 2023 in Kraft traten, haben zu vielen Fragen bei den Kundinnen und Kunden geführt.

UNSERE LEISTUNGEN

IMMER MEHR GRÜNE FERNWÄRME

Seit der erstmaligen Veröffentlichung unserer Energiekonzeption im Jahr 2011 arbeiten wir daran, den Anteil an grüner Wärme kontinuierlich zu erhöhen. Unseren Kundinnen und Kunden bieten wir heute schon einen Anteil von über 50 Prozent.

Rabatt für Fernwärmepreise
in 2024

Auch unser Fernwärmebezug aus Mannheim wird immer grüner. Ein erster großer Schritt dazu war die Einbindung der thermischen Abfallverwertung auf der Friesenheimer Insel ins Mannheimer Fernwärmenetz im Februar 2020. Als nächstes wurde eine Flusswärmepumpe ans Netz angeschlossen. Unser Kooperationsvertrag, den wir im Juli 2023 mit dem Mannheimer Energieversorger MVV abgeschlossen haben, sichert eine langfristig angelegte Partnerschaft, in der MVV den Stadtwerken Heidelberg über eine Laufzeit von 20 Jahren Fernwärme liefert. Dabei erhöht sich der Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich – analog zum Ausbau der grünen Erzeugungskapazitäten von MVV und ergänzend zu unserem eigenen Zubau.

Ein wichtiges Prinzip bei all unseren Aktivitäten für mehr grüne Wärme: Wir wollen die Potenziale so nutzen und ausbauen, dass die Fernwärme auch finanziell eine attraktive Option für die Wärmeversorgung bleibt.

ATTRAKTIVES FERNWÄRMEANGEBOT

Die Preise für die Fernwärme werden über eine transparent veröffentlichte Preisformel anhand sogenannter Preisindizes des Statistischen Bundesamts (Destatis) ermittelt. Die Formel berücksichtigt die Kosten, die für die Erzeugung anfallen – die Gestehungskosten: Dazu zählen neben den Indizes für die eingesetzten Energierohstoffe unter anderem auch die CO2-Kosten oder Lohnkosten-Indizes. Ergänzend wird über ein Marktelement sichergestellt, dass die Preisanpassungen an die Preisentwicklungen bei anderen Wärmeenergien angebunden sind.

Die statistisch erhobenen Indizes spiegeln immer die Vergangenheit wider: Für den Preis, der 2023 für 2024 ermittelt wurde, gelten somit Indexwerte, die anteilig das hohe Energiepreisniveau des Jahres 2022 abbilden. Gleichzeitig haben die Kundinnen und Kunden 2023 noch von den günstigeren Preisen des Vorjahres profitiert. Da es jedoch unser Ziel ist, dass die Fernwärme für unsere Kundinnen und Kunden attraktiv bleibt, haben wir den Preisanstieg aufgrund des Zeitversatzes für 2024 durch einen Rabatt beim Arbeitspreis ausgeglichen. Für einen Durchschnittshaushalt mit einer Anschlussleistung von 15 Kilowatt und einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden erhöhte sich der Gesamtpreis somit lediglich um rund ein Prozent.

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Unterzeichneten im Juli einen Kooperationsvertrag für grüne Wärme (v. l.): Technikvorstand Hansjörg Roll und Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer, MVV Energie; Prokurist Peter Erb und Geschäftsführer Michael Teigeler, Stadtwerke Heidelberg Energie.

AUSBAU VON SOLAR UND WINDENERGIE

In den ersten Jahren unserer Energiekonzeption hatten wir den Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärme erhöht, indem wir auf hocheffiziente Blockheizkraftwerke und nachwachsende Rohstoffe setzten. In der aktuellen Phase nutzen wir zusätzlich Wärmesenken und -quellen mit geringeren Temperaturen, die wir über Wärmepumpen auf ein höheres Wärmeniveau bringen. Für ihren Betrieb benötigen die Pumpen Strom – vorzugsweise aus erneuerbaren Energien.

Dafür bauen wir Erzeugungsanlagen für Strom aus Wind und Sonne aus und sind somit ein wichtiger Partner der Stadt Heidelberg, um deren Solarenergie-Ziele aus dem 30-Punkte-Aktionsplan für mehr Klimaschutz zu erreichen: Bis 2025 soll die Solarleistung in der Stadt gegenüber dem Stand von Ende 2019 um 25 auf insgesamt 43 Megawatt erhöht werden. Zum Startzeitpunkt wurden die Zubaupotenziale in Heidelberg auf zehn Megawatt geschätzt, rund fünf Megawatt sollen durch die Stadtwerke Heidelberg Energie entstehen. Ende 2023 waren 181 (Vorjahr: 172) Anlagen mit einer Leistung von 8,2 (Vorjahr: 7,5) Megawatt installiert. Seit Ende 2019 haben wir somit 3,2 Megawatt Solarleistung vor Ort hinzugebaut. In den nächsten beiden Jahren sind einige größere Solaranlagen geplant – unter anderem Erweiterungen von Freiflächenanlagen. Hinzu kommt eine Kooperation mit einer Wohnbaugesellschaft. Stand heute werden wir das geplante Ziel damit erreichen.

In den Ausbau binden wir auch unsere Kunden mit ein: Zum einen bieten wir ihnen mit der Zusatzvereinbarung heidelberg GREEN Ökostrom mit dem Grüner-Strom-Label an und ermöglichen ihnen zum anderen, sich über die Zahlung eines frei wählbaren Aufpreises am Ausbau von Strom aus erneuerbaren Energien vor Ort zu beteiligen. Mit diesen Mitteln bezuschussen wir den Bau von Anlagen und informieren unsere heidelberg GREEN-Kunden transparent, für welche Anlagen wir ihre Mittel eingesetzt haben. Alle zehn im Jahr 2023 zugebauten Anlagen wurden über heidelberg GREEN mitfinanziert.

Darüber hinaus bauen wir Photovoltaikanlagen für unsere Kunden: Dazu bieten wir ihnen die Full-Service-Pakete heidelberg ENERGIEDACH und heidelberg MIETERSTROM an. Im Jahr 2023 konnten wir sechs heidelberg ENERGIEDÄCHER und vier MIETERSTROM-Anlagen hinzubauen.

Windkraft vor Ort:
aus grünem Strom
wird grüne Wärme

Im Vergleich zur Solarenergie punktet die Windkraft mit einer dreimal höheren hohen Energieausbeute. Mit ihrem Ausbau können wir Verantwortung übernehmen und den nötigen Ökostrom für unsere Region selbst vor Ort erzeugen. Zwischen der Stadt Schönau und dem Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen liegt eine der größten windkraftgeeigneten Flächen in der Region. Circa 400 Hektar des Areals befinden sich auf Schönauer Gemarkung, knapp 200 Hektar auf Heidelberger Gebiet. Eigentümer ist das Land Baden Württemberg bzw. seine oberste Forstbehörde ForstBW.

Da das Land zwei Prozent seiner Landesflächen mit Windkraft oder Photovoltaik belegen möchte, wurde auch diese Fläche im Sommer 2023 zur Pacht bzw. für den Bau eines Windparks ausgeschrieben. Darauf bewarben wir uns in einer Bietergemeinschaft mit drei regionalen Energiegenossenschaften und der Trianel Wind und Solar, einer bundesweit aktiven Projektentwicklungsgesellschaft der Stadtwerke-Kooperation Trianel. Was unser Konzept auszeichnet: Wir möchten der Region und den Menschen, die dort leben, zusätzlichen Nutzen eröffnen. So möchten wir ihnen die Möglichkeit bieten, sich an diesem Windpark zu beteiligen. Außerdem werden wir die Windkraft in unser lokales Energiesystem integrieren, um grünen Strom in grüne Wärme umzuwandeln – und das, ohne dass lange Transportleitungen übers Land gebaut werden müssen. Im Oktober haben wir den Zuschlag für die Pacht erhalten.

Bis Ende 2023 haben die Partner die Gründung einer Projektgesellschaft und einen Projektbeirat mit Vertretern relevanter gesellschaftlicher Gruppen vorbereitet. Der Projektbeirat tagte erstmals Anfang Februar 2024.

AUCH BUNDESWEIT AKTIV FÜR MEHR STROM AUS WIND UND SONNE

Um das Solarziel der Stadt trotz begrenzter Flächen vor Ort zu erreichen, engagieren
wir uns zusätzlich auch bundesweit mit der Trianel Wind und Solar, die Windkraft- und Solarprojekte in ganz Deutschland entwickelt und realisiert. Mit einem Anteil von sieben Prozent sind wir einer ihrer fünf größten Investoren. Bis 2030 wollen die Beteiligten bundesweit rund 350 Megawatt regenerative Erzeugungskapazitäten aufbauen und dafür ca. 500 Millionen Euro investieren. Umgerechnet auf Heidelberg entspricht das einer Anlagenleistung von 14 Megawatt bis

2024 und damit Strom für 13.000 Haushalte sowie 15.300 Tonnen weniger CO₂- Emissionen pro Jahr. Bis 2030 soll die Leistung für Heidelberg sogar 24 Megawatt betragen. Dann sinkt der CO₂-Ausstoß jährlich um 33.000 Tonnen.

Ende 2023 waren drei Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 25 Megawatt in Planung. Zwei davon sind in Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen, der dritte Standort liegt im südlichen Baden- Württemberg. Mit den Inbetriebnahmen ist 2025 zu rechnen.

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Bei einer Pressekonferenz im März stellte die Bietergemeinschaft erstmals ihre Absicht vor, sich für die Pacht der Landesfläche am Lammerskopf zu bewerben.

KLIMASCHONENDE KÄLTEVERSORGUNG

Der Energieverbrauch für Klimatisierung und Kühlung steigt stetig. Viele Laborflächen oder Räume für IT-Infrastrukturen benötigen ganzjährig eine Grundlastkühlung, und auch in Büro- und Geschäftsräumen nimmt der Kühlungsbedarf wegen hoher Temperaturen im Sommer zu. Daher bietet die Energiegesellschaft Lösungen auf Basis hocheffizienter Techniken an.

Im Sommer 2023 wurde die Kältezentrale in der Einsteinstraße am Europaplatz in Heidelberg-Bahnstadt fertiggestellt. Mit einer Leistung von 13 Megawatt versorgt sie 2.600 Haushalte und reduziert den CO₂-Ausstoß um 1.300 Tonnen pro Jahr gegenüber Einzellösungen. Die Kältezentrale versorgt die Gebäude in der näheren Umgebung des Europaplatzes ganzjährig mit Kälte. Dazu zählen das neue Kongresszentrum, Büros, das neue Hotel am Hauptbahnhof sowie Laborgebäude. Ein 500 Kubikmeter großer Eisspeicher bietet zusätzliche Leistung für besonders warme Tage und kann auch einspringen, um bis zu einem ganzen Tag die Kälteversorgung eigenständig zu übernehmen.

1.300 Tonnen weniger CO2 durch Kälteanlage in Heidelberg-Bahnstadt

Die Bauteile der Kältezentrale sind in erweiterbarer Containerbauweise aufgestellt. Umgeben sind sie von einem »Solarhut«: Die Fassaden auf den vier Grundmauern sowie das Dach bestehen aus PV-Modulen. Sie dienen als Sicht und Regenschutz und liefern zudem Sonnenstrom für den Betrieb der Anlage. Die Kälte wird über ein Kältenetz verteilt.

Im Vergleich zur Summe aller Einzellösungen in den angeschlossenen Gebäuden ist eine geringere Leistung nötig, denn die Verbrauchsspitzen der Abnehmer verteilen sich über den Tag. Damit sinken die Investitionskosten für die Anschlüsse der Kunden, und auch größere Wartungs- und Instandhaltungsleistungen entfallen bei den Kunden. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad der Kältezentrale gegenüber Einzellösungen höher. Ein Kältenetz bietet damit klare ökologische und wirtschaftliche Vorteile.

Neben der Kältezentrale in Heidelberg- Bahnstadt bauen wir im Heidelberg Innovation Park (hip) eine weitere große Kältezentrale, die das neu erschlossene Gebiet großflächig mit Kälte versorgen wird. Ihre Kälteleistung wird zwölf Megawatt betragen, die Kälte erzeugen wir über Kraft-Wärme-Kältekopplung. Ergänzt wird die Anlage durch zwei große unterirdische Kältespeicher sowie eine gut 500 Kilowatt starke PV-Anlage. Zudem haben wir eine Kältezentrale in einem Gebäude der GGH in Heidelberg- Bergheim errichtet, in das die Stadtwerke Heidelberg sowie einige Ämter der Stadt einziehen werden. Die Anlage besteht aus zwei Kompressionskälteanlagen und einem Eisspeicher. Zur Optimierung des Energieverbrauchs besteht die Möglichkeit, bei niedrigeren Temperaturen über einen Rückkühler auf dem Dach zu kühlen. Die Gesamtleistung der Anlage beträgt 2,5 Megawatt.

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Die Kältezentrale am
Europaplatz in Heidelberg-
Bahnstadt mit ihrem
»Solarhut«.

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So sieht die Kältezentrale von innen aus: unten die Container mit den verschiedenen Komponenten der Anlage, oben die Solarfassade.

#LADENETZ FÜR DICH – EIN DICHTES NETZ AUS LADEPUNKTEN

Eine Voraussetzung dafür, dass die Elektromobilität ins Rollen kommt, ist ein gut ausgebautes Ladenetz. Wir wollen die Ladeinfrastruktur so ausbauen, dass der Grundbedarf an Lademöglichkeiten gedeckt ist. Dabei kooperieren wir mit vielen Partnern. Bundesweit sind wir in Sachen Ladenetzausbau gut aufgestellt. Das belegt das Ladenetz-Ranking des Verbands der Automobilindustrie e. V.: Mit 10,5 Elektrofahrzeugen, die sich einen Ladepunkt teilen, lag Heidelberg unter den besten zehn Prozent (Platz 23 von 399) der untersuchten Städte und Gemeinden, beim Attraktivitätswert – der Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu allen zugelassenen Autos – sogar unter den besten fünf Prozent (Platz 11 von 399). Auch wenn wir gut unterwegs sind, haben wir uns ein neues Ziel gesetzt: Legt man ein Raster aus 500 mal 500 Meter großen Kacheln über das Stadtgebiet, so sollen 80 Prozent davon bis Ende 2025 mit Ladeeinrichtungen ausgestattet sein. Stand Ende 2023: Von 122 Planquadraten waren bereits 87 mit einer bestückt. Das entspricht einer Zielerreichung von 71 Prozent.

Ende des Jahres 2023 haben die Stadtwerke Heidelberg Energie an 82 (Vorjahr: 61) Standorten insgesamt 267 (Vorjahr: 182) Ladepunkte selbst betrieben, davon 252 auf Heidelberger Gemarkung.

71 von 80 Prozent der 500 x 500 Meter großen Quadrate mit E-Ladepunkten bestückt

Darüber hinaus bieten wir unseren Kundinnen und Kunden eine Reihe von Services, die ihnen das Laden erleichtern: Mit unserem Wallbox-Angebot erhalten Kunden einen Rundum-Service für das Laden zu Hause. Mit heidelberg EMOBIL haben heidelberg KLIMA-Kunden Zugang zu einem europaweiten Ladenetz, und für Unternehmen oder die Wohnungswirtschaft erstellen wir passende Ladekonzepte auf Basis von Lastanalysen.

KUNDEN ALS PARTNER IN DER ENERGIEWENDE

Unseren Kundinnen und Kunden möchten wir Möglichkeiten eröffnen, nachhaltig mit der Ressource Energie umzugehen: Deshalb erhalten alle, die unsere Grundversorgung heidelberg STROM basis beziehen, heute schon 100 Prozent Ökostrom. Wer noch mehr tun möchte, kann sich für Ökostrom mit Zusatznutzen entscheiden. Dabei setzen wir auf Ökostrom-Kennzeichnungen, die am meisten zum Ausbau von erneuerbaren Energien beitragen. Laut Untersuchungen von Verbraucherorganisationen sind unter diesem Aspekt zwei Label empfehlenswert: Grüner-Strom und ok-power. Beim Kauf von heidelberg GREEN fördern die Kunden den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region, beim Kauf von heidelberg KLIMA mit dem ok-power-Label zahlen wir unter anderem für

jeden Kunden Mittel in einen Fonds für Klimaschutzprojekte in der Region ein. Beide Tarife sind auch kombinierbar – für ein Maximum an Klimaschutz. Rund um das Ökostrom-Produkt heidelberg KLIMA können unsere Kundinnen und Kunden mit diesen Angeboten Strom sparen: Mit heidelberg ENERGIEEFFIZIENZPRÄMIE erhalten sie 50 Euro beim Kauf eines energiesparenden Haushaltsgeräts. heidelberg ENERGIESPAR-CHECK ist eine persönliche Energiesparberatung, und heidelberg HEIZUNGSPUMPENTAUSCH ermöglicht es, alte Heizungspumpen gegen effiziente neue auszutauschen, damit Geld zu sparen und den CO₂-Ausstoß zu mindern. Darüber hinaus bieten wir zahlreiche Tipps und Tools zum Energiesparen auf unserer Homepage an.

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Im Juni luden wir zum 2. Tag der Elektromobilität am ENERGIEpark Pfaffengrund ein – und gaben dort zusammen mit Partnern einen Überblick über unsere Angebote und Entwicklungen.

PREISENTWICKLUNGEN UND ABRECHNUNGEN

Das Jahr 2023 war bezogen auf die Preise und die Abrechnung von Energielieferungen erneut ein Ausnahmejahr. Die Stadtwerke Heidelberg Energie hatten als Grundversorger in der Krise auf Versorgungssicherheit gesetzt und für die Jahre 2022 und 2023 im Voraus längerfristig Energiemengen beschafft. Dadurch lag das Preisniveau zwischenzeitlich etwas höher als bei Anbietern, die keinen Grundversorgungstarif haben. Durch eine Umstellung auf eine kurzfristigere Beschaffungsstrategie bei der Grundversorgung konnten wir schon im April den Preis für heidelberg STROM basis wieder senken, eine weitere Preisreduzierung folgte zum 1. Januar 2024. Auch bei der Gasgrundversorgung haben wir den Preisanstieg zum Anfang des Jahres durch Senkungen zum 1. April und zum 1. Dezember wieder gemindert.

Bei den Festpreis-Angeboten kamen die Preissenkungen an den Märkten aufgrund der langfristigen Beschaffungsstrategie, die den Kundinnen und Kunden in den Jahren zuvor immer günstigere Preise gesichert hatte, nur verzögert an. Die neuen Festpreis-Produkte, die wir Anfang 2024 angeboten haben, hatten wieder moderatere Preise.

Die Anfang 2023 kurzfristig eingeführten Energiepreisbremsen brachten auch bei uns im weiteren Verlauf des Jahres Verzögerungen bei den Abrechnungen mit sich. Wir haben unsere Teams weitestmöglich aufgestockt. Dennoch konnten wir nicht verhindern, dass die Mehrbelastungen – wie bei den meisten Energieversorgern bundesweit – mit Einschränkungen für die Kundinnen und Kunden verbunden waren.

ERGEBNISSE

Im Jahr 2023 lag der Stromabsatz ohne Stromhandel mit 1.250,9 (Vorjahr: 1.231,4) Millionen Kilowattstunden in ähnlicher Größenordnung wie im Vorjahr. Die Umsatzerlöse lagen aufgrund der gestiegenen Beschaffungskosten und damit erhöhten Preise über dem Vorjahr. Der Absatz von Gas ist mit 614,1 (Vorjahr: 692,5), der Absatz von Fernwärme mit 439,8 (Vorjahr: 484,9) Millionen Kilowattstunden gesunken. Gründe waren die hohen Temperaturen im Herbst und Winter sowie insbesondere Energieeinsparungen aufgrund der hohen Preise und der Preisbremsengesetze, die für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs den Preisdeckel pro Kilowattstunde garantierten und somit einen Anreiz zum Energiesparen gaben. Beim Gas sind die Umsatzerlöse aufgrund der gestiegenen Beschaffungspreise gewachsen, bei der Fernwärme aufgrund der gestiegenen Indizes in der Preisformel.

Strom-Absatz ohne Stromhandel (in Mio. kWh) 2023 2022 2021
Privat- und Geschäftskunden 207,6 210,6 212,1
Großkunden 1.002,6 986,0 1.099,7
Nachtstromspeicherheizungen 4,1 4,5 5,3
Verbundene Unternehmen 36,6 30,3 47,2
Summe 1.250,9 1.231,4 1.364,3

Umsatz (Tsd. €) 1
Strom 351.737 243.920 243.559

1 | Inklusive Umsätze aus Portfolio-Bewirtschaftung

Gas-Absatz nach Kundengruppen (Mio. kWh) 2023 2022 2021
Privat- und Geschäftskunden 431,3 486,7 559,5
Großkunden 15,4 62,1 84,0
Weiterverteiler 31,9 33,3 34,7
Verbundene Unternehmen 135,4 110,4 119,5
Summe 614,1 692,5 797,7

1 | Inklusive Hausanschlüsse

Umsatz (Tsd. €)
Gas 93.029 52.053 43.417

Fernwärme-Absatz nach Kundengruppen (Mio. kWh) 2023 2022 2021
Tarifkunden 282,3 334,5 378,2
Großkunden 133,2 124,2 145,7
Unternehmen 24,3 26,2 30,3
Summe 439,8 484,9 554,2

Umsatz (Tsd. €)
Fernwärme 66.215 44.152 48.095

Ausblick

line-2.3

Die Weiterentwicklung der Energiekonzeption 2030 und damit die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung wird eines unserer prioritären Themen bleiben. Im Jahr 2024 werden wir einen Transformationsplan erstellen: Seine Aufgabe ist es, den klimaneutralen Umbau des Wärmenetzes durch Machbarkeitsstudien zu ergänzen und somit unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu konkretisieren. Wir untersuchen unter anderem eine Abwasser-Wärmepumpe in Heidelberg sowie eine weitere in einer Partnergemeinde, außerdem das Potenzial einer Absenkung der Rücklauftemperatur im Fernwärmenetz sowie die Nutzung oberflächennaher Geothermie mit Unterstützung von Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen in einem »wechselwarmen Netz« für das Patrick-Henry-Village.

Parallel arbeiten wir weiter an der gestalterischen Planung der Flusswärmepumpe in Heidelberg-Bergheim sowie gemeinsam mit der Stadt Heidelberg an der städtebaulichen Entwicklung ihres Areals. Gebaut wird die Anlage von den Stadtwerken Heidelberg Umwelt.

Um das »wechselwarme Netz« voranzubringen, soll ein Prototyp einer Übergabestation+ für die Wärme- und Kälteversorgung entwickelt werden. In unserem Werk Mitte in Heidelberg-Bergheim wird dazu im Laufe des Jahres 2024 ein Technikum mit einer Energiezentrale, einem Verteilnetz sowie der ersten Übergabestation+ aufgebaut. Darüber sollen sowohl Büros als auch eine Standardwohnung für eine Familie mit einem simulierten typischen Energieverbrauch versorgt werden. Das Technikum dient zur Erprobung und Optimierung der Technik.

In der Projektgemeinschaft Bürgerwindpark Lammerskopf werden wir daran beteiligt sein, das Genehmigungsverfahren zum Bau des Windparks auf den Flächen von ForstBW vorzubereiten. Unter anderem ist dazu eine FFH-Verträglichkeitsprüfung vorgeschrieben. Zudem ist vorgesehen, dass die Projektgemeinschaft innerhalb des ersten Halbjahrs 2024 gegründet und eingetragen wird. Parallel dazu können wir die Gremienentscheide für unseren Beitritt anstoßen.

Das Jahr 2023 und der Anfang von 2024 waren von einer herausfordernden Kommunikation gegenüber unseren Kunden geprägt, da die rechtlichen Regelungen rund um die Preisbremsen mit vielen Unklarheiten und Verzögerungen verbunden waren. Wir gehen davon aus, dass diese Situation aufgrund eines immer noch hohen Klärungsbedarfs von Einzelfällen auch im Jahr 2024 noch Nachwirkungen zeigen wird – allerdings mit abnehmender Tendenz. Auch hier bitten wir weiterhin um Geduld und Verständnis.

Auf der Agenda der nächsten Jahre stehen das Submetering, außerdem die Entwicklung von Produkten für den wettbewerblichen Messstellenbetrieb sowie von Lösungen, mit denen wir unsere Kunden unterstützen, selbst erneuerbare Energien zu produzieren und zu nutzen.