Downloads

Vollständiger Bericht

Kapitel einzeln

Stadtwerke Heidelberg Netze

Auch wenn es schwierig wird: Energie- und Wasserversorgung sichern

Rohrbacher Straße:
Bauzeitenplan übertroffen

Baustellen sind unbeliebt. Für eine sichere Versorgung aber unerlässlich. Die Bauverantwortlichen vermitteln dabei zwischen unterschiedlichsten Anforderungen. Im Jahr 2022 kamen die Schwierigkeiten an den Baumärkten hinzu. Dem Team in der zentralen Rohrbacher Straße ist es dennoch gelungen, dem Zeitplan zur Sanierung der Fernwärmeleitungen voraus zu sein.

Stadtwerke Heidelberg

Netze

Die Stadtwerke Heidelberg Netze betreiben Versorgungsleitungen und Anlagen für Strom, Erdgas, Fernwärme, Wasser, Telekommunikation und Straßenbeleuchtung. Außerdem sichert die Gesellschaft den diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Netzen und übernimmt Dienstleistungen für ihre Kunden sowie Aufgaben im Rahmen der Energiewende. Bei der Netzgesellschaft waren Ende 2022 insgesamt 357 Beschäftigte angestellt. Hinzu kommen 65 Personen bei den Stadtwerken Heidelberg Technische Dienste, die Aufgaben für die ­anderen Gesellschaften der Stadtwerke Heidelberg übernehmen.

Unser Umfeld

Alarmstufe des bundesweiten Notfallplan Gas ausgerufen

Die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine prägten das Energiejahr 2022. Wegen seiner Auswirkungen auf die Gaslieferungen wurde im April 2022 die Frühwarnstufe des Notfallplan Gas ausgerufen. Am 23. Juni folgte die Alarmstufe. In dieser Phase sind die Gasversorger, Netzbetreiber und andere Akteure des Gasmarktes verpflichtet, Engpässen in der Gasversorgung entgegenzuwirken. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder die Versorgungssituation dauerhaft verschlechtert ist, kann die Bundesregierung per Verordnung die Notfallstufe ausrufen. Dann gilt es, die Netz- und damit die Versorgungsstabilität insgesamt zu erhalten. Denn wird mehr Gas nachgefragt als verfügbar ist, sinkt der Druck in den Netzen und auch die Versorgung mit dem vorhandenen Gas kommt insgesamt zum Erliegen. Um das zu vermeiden, ist die Last gezielt zu reduzieren. 

 Dabei arbeiten verschiedene Ebenen von Politik und Energieversorgung – Fernleitungsnetz- und Verteilnetzbetreiber – eng zusammen. Haushalte, soziale Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, Kindergärten, Altersheime oder Gaskraftwerke, die zugleich auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen, sollen in diesem Fall möglichst bis zuletzt mit Gas versorgt werden. Verteilnetzbetreiber wie die Stadtwerke Heidelberg Netze bekommen dazu Vorgaben, wieviel Last sie reduzieren sollen und müssen dann für weitere Verbrauchsreduzierungen sorgen. Erst wenn die bisherigen Reduzierungen nicht ausreichen, kann angeordnet werden, dass bislang geschützte Kunden ebenfalls kein Gas mehr erhalten. Wegen der Energieeinsparungen und insbesondere der vergleichsweise hohen Temperaturen reichte die Gasversorgung im Winter 2022/2023 jedoch aus.

Folgen des Kriegs in der Ukraine forcieren Klimaschutz-Techniken

Die Energiekrise als Auswirkung des Kriegs in der Ukraine sowie die Folgen des Klimawandels haben zudem die Nachfrage nach Klimaschutz-Technologien forciert: Die Nachfrage nach Elektromobilität, PV-Anlagen und insbesondere Balkonkraftwerken sowie nach Fernwärme ist erheblich gestiegen. Das hat auch Folgen für die Netze: Die Einspeisung aus immer mehr dezentralen, volatilen regenerativen Quellen nimmt zu. Gleichzeitig sorgt die Elektromobilität für eine erhöhte Last im Netz. Neben dem Netzausbau wird seit einigen Jahren eine intelligente Steuerung der Netze und Anlagen zum Abgleich zwischen Verbrauch und Erzeugung immer wichtiger. Die Entwicklungen des Jahres 2022 haben diese Tendenz verstärkt. Auch im Bereich der Wärmeversorgung bestimmt der Klimaschutz, verstärkt durch die Energiekrise in Folge des Krieges, die Anforderungen an die Verteilnetze der Zukunft.

Klimaschutzaktivitäten erfordern Anpassungen der Netze

Bei den Gasnetzen sind die Entwicklungen hin zu klimaschonendem Biogas und zu grünem Wasserstoff sowie die zunehmenden dezentralen Wärmelösungen auslösende Faktoren für die Netzanpassungen. Bei der Fernwärme bestimmt zudem der Ausbau der grünen Energien die weitere Planung: Neue Anlagen werden angebunden und eine Senkung der Netztemperatur angestrebt.

Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft

Der Energieträger Erdgas wurde lange als Übergangsoption auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft gesehen. Doch der drängende Klimaschutz sowie der Krieg in der Ukraine haben bei vielen Akteuren den Wunsch nach einem schnelleren Ausstieg aus der fossilen Gaswirtschaft verstärkt. Eine Option dafür ist die grüne Wasserstoffwirtschaft. Neben einer größeren Unabhängigkeit von Gaslieferanten liegt ihr entscheidender Vorteil darin, dass Strom aus einem hohen Angebot aus erneuerbaren Energien im Sommer als Wasserstoff gespeichert und somit im Winter über das Gasnetz nutzbar wird. Damit kann grüner Wasserstoff dann auch die hohen Lasten von Strom- und Wärmeversorgung aus regenerativen Quellen im Winter absichern. Zudem sind die Umrüstungskosten im Gas-Hochdrucknetz gering.

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis ca. 2040 ein europaweites Wasserstoffnetz aufzubauen, den sogenannten European Hydrogen Backbone. Die Metropolregion Rhein-Neckar wird ein Teil dieses Netzes. Der Übertragungsnetzbetreiber terranets bw hat zudem die Versorgung von Heidelberg als Region im sogenannten Ausbaucluster 1 für 2030 kommuniziert – sofern sichergestellt ist, dass die entsprechende Nachfrage besteht. Dann wird leitungsgebundener Wasserstoff in unmittelbarerer Nähe des Leitungsnetzes der Stadtwerke Heidelberg verfügbar sein.

Metropolregion Rhein-Neckar wird Teil des European Hydrogen Backbones

Marktkommunikation (MaKo) 2022

Seit der Trennung von Netzen und Vertrieb im Zuge der Liberalisierung gibt es umfassende, standardisierte Kommunikationsprozesse zwischen allen Beteiligten auf dem Energiemarkt – Erzeuger, Lieferanten, Messstellenbetreiber und Verbraucher. In einem halbjährlichen Turnus wird diese inzwischen automatisierte Marktkommunikation (MaKo) weiterentwickelt. Die Regeln dafür legt die Bundesnetzagentur fest. Verbunden sind damit jeweils Arbeitsspitzen bei den Entwicklern und den Unternehmen.

Im Jahr 2030 soll die Rhein-Neckar-Region an das nationale  Wasserstoffnetz angebunden werden.

Im Jahr 2030 soll die Rhein-Neckar-Region an das nationale  Wasserstoffnetz angebunden werden.

Mit der Energiewende und der Digitalisierung steigt der Kommunikationsbedarf stetig. Immer mehr Marktpartner sind miteinander vernetzt, die Anzahl der Transaktionen nimmt zu und die Prozesse werden komplexer. In den vergangenen Jahren gab es zudem umfassende Neuerungen: Mit der MaKo 2020 wurden die Messstellenbetreiber zu zentralen Schnittstellen für viele Prozesse in der Marktkommunikation, und mit Redis­patch 2.0 wurden auch die Verteilnetzbetreiber in ein Regelungssystem einbezogen, das Netzengpässe verhindern soll.

Fristverlängerung wegen der hohen  Belastungen der Energiebranche

Am 1. April 2021 trat dann die MaKo 2022 mit zahlreichen neuen Änderungen und Anforderungen in Kraft, umzusetzen bis zum 1. April 2022. Allerdings wurde diese Frist wegen der hohen Belastungen der Energiebranche um ein halbes Jahr verlängert. Neuer Stichtag war der 1. Oktober 2022.

Digitalisierung der Energiewende

Eine zentrale Basis, um die Aufgaben in einer liberalisierten Energiewirtschaft sowie in der Energiewende erfüllen zu können, ist ein schneller Datenaustausch über eine neue Zählergeneration, die sogenannten intelligenten Messsysteme. Dabei handelt es sich um moderne, digitale Zähler, die an ein Kommunikationsmodul (Gateway) angeschlossen sind. Sukzessive sollten daher zwischen 2017 und 2032 digitale Zähler eingeführt werden. Den Rollout hat der Gesetzgeber an die zuständigen Messstellenbetreiber, zu denen auch die Stadtwerke Heidelberg gehören, übertragen.

Allerdings gab es in der Vergangenheit einige bürokratische Hürden, die den Rollout erschwerten: Erforderlich war zunächst die Zertifizierung von Geräten dreier voneinander unabhängiger Hersteller durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Als es dann soweit war, führte ein Gerichtsbeschluss gegen die Zulassung von Geräten zu einem Stopp des Ausbaus, da die Geräte nicht für alle künftig geforderten Zähleroptionen geeignet waren. Das Amt passte seine Bewertungskriterien daher an, so dass der Ausbau im Sommer 2022 vorangehen konnte.

Im Herbst 2022 kündigte das Wirtschaftsministerium dann jedoch einen Gesetzesentwurf an, der den Ausbau beschleunigen soll: den Entwurf des Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende. Die Einbaufristen wurden darin verkürzt:

Verkürzte Einbaufristen und veränderte Bedingungen für den Smart-Meter-Rollout

Der Einbau bei Netzkunden mit einem Verbraucher über 6.000 und bis zu 100.000 Kilowattstunden sowie bei Erzeugungsanlagen mit einer Leistung zwischen sieben und 100 Kilowatt soll bereits zwei Jahre früher, also bis 2030, zu 95 Prozent abgeschlossen sein. Auf dem Weg dorthin sind Zwischenziele definiert: Bis 2025 sollen 20 Prozent, bis 2028 insgesamt 50 Prozent der intelligenten Messsysteme verbaut sein. Die sogenannte Drei-Hersteller-Regel und die Zertifizierung durch das BSI entfallen. Auch weitere Sicherheitsregeln, die vor Hackerangriffen schützen sollen, wurden abgeschafft. Gleichzeitig werden die Einführungskosten für Privathaushalte und Betreiber von Kleinanlagen weiter gedeckelt und der Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt. Der Entwurf wurde im April 2023 vom Bundestag verabschiedet.

Anreizregulierung: Basis für Strom- und Gas-Netzentgelte

In den Bereichen Strom und Gas sind die wirtschaftlichen Ergebnisse der Netzbetreiber von der Anreizregulierung geprägt – einem behördlichen System, das wettbewerbliche Strukturen simulieren und Anreize für Kostensenkungen bei den Netzbetreibern geben soll. Alle fünf Jahre werden dazu Strukturdaten zu den Netzen und Anlagen sowie die Kosten der Netzbetreiber erfasst bzw. geprüft. Diese Daten gehen in einen branchenweiten Effizienzvergleich ein. Für jedes Unternehmen ermitteln die zuständigen Behörden, wo es steht und wieviel effizienter seine Prozesse werden sollen. Daraus werden Erlösobergrenzen für die kommenden fünf Jahre abgeleitet – die Grundlage für die Netzbetreiber, um die Netznutzungsentgelte zu kalkulieren.

Noch während die dritte Regulierungsperiode läuft, wird die vierte vorbereitet: Das Basisjahr für die Kosten- und Strukturdatenerhebung war beim Gas das Jahr 2020, beim Strom das Jahr 2021. Die Landesregulierungsbehörde hat die Kostenprüfung im Frühjahr 2022 abgeschlossen, die Ermittlung des Effizienzwertes Gas für die 4. Regulierungsperiode durch die Bundesnetzagentur stand zum Redaktionsschluss noch aus. Sie umfasst die Jahre 2023 bis 2027.

Für Strom startete die Überprüfung der Kosten Ende 2022. Die nächste Regulierungsperiode für Strom umfasst die Jahre 2024 bis 2028.

Entwicklungsplanung vor Ort

Auch im Jahr 2022 haben die Stadtwerke Heidelberg Netze ihre Netze und Anlagen an vielen Stellen in Heidelberg und weiteren Konzessionsgemeinden modernisiert oder ausgebaut. So haben wir die Erschließung von Heidelberg-Bahnstadt und von den Konversionsflächen wie Heidelberg Innovation Park (hip), Mark-Twain-Village oder Patrick-Henry-Village fortgesetzt. Die Nachfrage nach Bauleistungen am Markt blieb weiterhin so hoch, dass die Preise für Tief- und Leitungsbauarbeiten deutlich über früheren Jahren lagen. Zudem ist der Fachkräftemangel auch im Baugewerbe spürbar. Hinzu kommen als Folge des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise deutlich gestiegene Lieferzeiten für wichtige Komponenten der Versorgung. Die stark gestiegenen Energiepreise waren zudem die wesentlichen Treiber einer Inflation von über zehn Prozent. Die Kosten für bezogene Waren und Leistungen haben sich daher ebenso erhöht wie die Finanzierungskosten für Investitionen.

Klimaschutz erfordert hohe Anstrengungen beim Fernwärme-Ausbau

In den neuen Stadtteilen werden anspruchsvolle technische Standards für ein klimaneutrales Wachstum der Stadt realisiert. So entsteht im Patrick-Henry-­Village ein Wärmenetz 4.0 auf niedrigem Temperaturniveau unter Einbindung dezentraler erneuerbarer Wärmequellen. Kälte- und Wärmenetze sind dabei intelligent miteinander verbunden. Die Netzgesellschaft nutzt die Chancen dieser Entwicklungen, um ihr Versorgungsgebiet in den Bereichen Fernwärme, Strom und Glasfaser sowie als Betriebsführer für die Stadtbetriebe Heidelberg im Bereich Trinkwasser auszubauen.

Gemeinsam mit dem Umweltamt und den Stadtwerken Heidelberg Energie arbeitet die Netzgesellschaft zudem an einer kommunalen Wärmeplanung nach dem Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg. In diesem Rahmen werden die Potenziale und Erfordernisse für den weiteren Ausbau der Fernwärme ermittelt, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Die Ergebnisse sollen Ende 2023 vorliegen. Danach wird im politischen Prozess über den weiteren Ausbau der Fernwärme entschieden.

Absehbar ist jedoch, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele der Stadt Heidelberg in den kommenden Jahren hohe Anstrengungen für einen Ausbau zu unternehmen sind. Erforderlich dafür sind die nötigen finanziellen Mittel, genügend Fachkräfte aus Planung, Bau und Handwerk, aber auch eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung im Hinblick auf eine Vielzahl von Baustellen im Stadtgebiet.

Zu neuen Aufgaben führt außerdem das Bestreben, Heidelberg zur Digitalen Stadt zu entwickeln und die Glasfaser-Infrastruktur auszubauen. Die Stadtwerke Heidelberg übernehmen dabei Service- und Beratungsfunktionen.

Unsere Leistungen

Strom und Gas: hohe Versorgungssicherheit

Ziel der Stadtwerke Heidelberg Netze ist es, den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen in ihrem Versorgungsgebiet eine überdurchschnittliche Versorgungssicherheit zu bieten. Dies ist auch im Jahr 2022 wieder gelungen: Im Schnitt lag die Versorgungsunterbrechung pro Letztverbraucher bei lediglich 0,95 (Vorjahr: 5,09) Minuten im Jahr, während der zuletzt erhobene bundesweite Wert 12,7 (Vorjahr: 10,73) betrug.

Zu diesem guten Ergebnis trägt ein extern geprüftes, zertifiziertes Technisches Sicherheits-managementsystem (TSM) bei. Das TSM stellt die personellen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen sicher, um alle rechtlichen Vorschriften und anerkannten Regeln der Technik in unseren Prozessen einhalten zu können. Regelmäßige Inspektionen aller Anlagen und Netze sowie ein schnell einsatzbereites und zügig agierendes Rufbereitschaftsteam sind Bestandteile dieses bewährten Managementsystems.

Mit neuem Gaszähler auf dem Weg zu Kunden: Täglich haben unsere Monteure einen vollen Terminplan. Ihre Besuche sind geplant und angekündigt.

Mit neuem Gaszähler auf dem Weg zu Kunden: Täglich haben unsere Monteure einen vollen Terminplan. Ihre Besuche sind geplant und angekündigt.

Wechsel zur neuen Stromzählergeneration

Im Jahr 2022 ging der Einbau der neuen digitalen Zähler, der sogenannten modernen Messeinrichtungen, weiter: Zum 31. Dezember waren bereits 40.379 (Vorjahr: 31.844) Stück verbaut. Das entspricht 40 (Vorjahr: 34) Prozent der bis 2030 umzusetzenden Gesamtzahl.

Schon 40 Prozent der bis 2030 vorgeschriebenen digitalen Zähler verbaut

Für die intelligenten Messsysteme, die sich aus modernen Messeinrichtungen plus Kommunikationsmodul bzw. Gateway zusammensetzen und bei Großver­brauchern und Anlagenbetreibern einzubauen sind, konnte im März 2022 ein neuer Kooperationspartner gefunden werden, nachdem der bisherige aus dem Gateway-Geschäft ausgestiegen war.

Leider konnte der Rollout aufgrund der Unklarheiten bei der Zulassung der Gateways nicht mehr im Jahr 2022 begonnen werden. Nachdem das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende jedoch im April 2023 verabschiedet wurde, konnten wir die ersten Gateways verbauen. Wir haben für einen schnellen Start des Rollouts schon vorgearbeitet: Knapp 10.000 der eingebauten modernen Messeinrichtungen sind bei Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilo­wattstunden verbaut und können zügig mit Gateways ausgestattet werden.

Pilotprojekt Digitaler Zwilling für unser Stromnetz

Früher dienten durchschnittliche Leistungsbedarfe als Kalkulationsgrundlage für die Netzplanung und -betriebsführung. Seit es aber immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen gibt und gleichzeitig hohe Verbräuche durch Elektrofahrzeuge oder Wärmepumpen entstehen, braucht es neue Rechenmodelle. In einem Pilotprojekt mit dem Digital Lab der Stadtwerke Kooperation Trianel wollen die Stadtwerke Heidelberg Netze daher einen Digitalen Zwilling des Stromnetzes entwickeln, mit dem sich Lastflüsse und Spannungsverhältnisse simulieren lassen.

In dieses Modell fließen Daten von über 25.000 Hausanschlüssen und fast 100.000 Netzkunden ein. Auf dieser Basis ist schnell feststellbar, wie sich Last und Spannung verändern, wenn an einer Stelle ein E-Ladepunkt oder eine PV-Anlage hinzukommt, oder wo Engstellen bestehen und welche Maßnahmen nötig sind, wenn ein Netzkunde eine PV-Anlage oder eine E-Ladestation errichten möchte. Das Ziel der Stadtwerke Heidelberg Netze ist es, in den kommenden Jahren ein rechenfähiges System im Einsatz zu haben, das Antworten auf diese Fragen liefert.

Krisenvorsorge Gas

Um auf eine Gasmangellage vorbereitet zu sein, haben wir im Frühling 2022 eine Task Force Krisenvorsorge Gas eingerichtet. In diesem Rahmen wurden die technischen, organisatorischen und kommunikativen Voraussetzungen für die Umsetzung der Notfallstufe Gas erarbeitet.

Parallel standen wir in engem Kontakt mit den Krisenstäben unserer Konzessionsgemeinden. Mit den sogenannten nicht-geschützten Gaskunden, die bei einer Gasmangellage als erste ohne ­Gasversorgung gewesen wären, haben wir schon früh persönlich gesprochen, um sie über die möglichen Abläufe zu informieren.

Task Force bereitete sich auf Netzstabilisierung bei Gasmangellage vor

Zudem haben wir eine IT-Lösung eingeführt, über die alle unsere technischen Kommunikationsprozesse mit der Bundesnetzagentur, dem vorgelagerten Übertragungsnetzbetreiber und unseren Großkunden automatisiert ablaufen können. Im Dezember 2022 haben wir schließlich alle Gasinstallateure geschult. Denn müsste die Gasversorgung in unserem Versorgungsgebiet unterbrochen und danach wieder hergestellt werden, bräuchten wir ihre Unterstützung bei den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen in den Haushalten.

Entwicklung einer Wasserstoffstrategie für das Gasnetz

Eine mittelfristige Rolle beim Ersatz von Gas kann Wasserstoff spielen. Im Jahr 2022 haben wir daher eine Wasserstoffstrategie entwickelt. Basis dafür war eine Studie, in der das Angebot von Wasserstoff, die Entwicklung der Nachfrage sowie die technische Umsetzung von Transport und Verteilung beleuchtet wurden. Folgende Handlungsstränge haben wir daraus abgeleitet: Wir setzen uns für ein leitungsgebundenes Wasserstoff-Angebot in der Region ein und bereiten unser Gasnetz für die Durchleitung von Wasserstoff vor. Über unser aktives Engagement im Branchenverband DVGW werden wir die technischen Voraussetzungen für die Wasserstoffnutzung von Gasnetzen detailliert untersuchen und ergänzend Projekt-Optionen in der Region prüfen, um konkrete Erfahrungen im Umgang mit Wasserstoff zu sammeln.

Im Dezember 2022 haben wir Installateure des Gas- und Wasserfachs zu einer Schulung eingeladen, um sie auf die Prozesse in der Notfallstufe des Notfallplan Gas vorzubereiten.

Im Dezember 2022 haben wir Installateure des Gas- und Wasserfachs zu einer Schulung eingeladen, um sie auf die Prozesse in der Notfallstufe des Notfallplan Gas vorzubereiten.

Eppelheim: Kontinuität in der Versorgung  für weitere 20 Jahre

Gas- und Strom-Konzessionsvertrag mit Eppelheim

Am 1. Dezember 2022 unterzeichneten Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann und Falk Günther, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Netze, einen Gas- und einen Strom-Konzessionsvertrag. Über die kommenden 20 Jahre sind wir nun weiterhin zuständig für die Gas- und Strom-Netze und -Anlagen in der benachbarten Stadt.

Abteilungsleiter Samuel Ternes und Geschäftsführer Falk Günther von den Stadtwerken Heidelberg Netze, Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann und Stadtkämmerer Michael Seip (v.l.) bei der Unterzeichnung der Gas- und Strom-Konzessionsverträge.

Abteilungsleiter Samuel Ternes und Geschäftsführer Falk Günther von den Stadtwerken Heidelberg Netze, Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann und Stadtkämmerer Michael Seip (v.l.) bei der Unterzeichnung der Gas- und Strom-Konzessionsverträge.

Fernwärme für die Wärmewende

Heidelberg verfügt über ein gut ausgebautes Fernwärmenetz. Die zunehmend CO2-freie Fernwärme erreicht darüber alle angeschlossenen Verbraucher, ohne dass die Hausbesitzer Investitionen für mehr Klimaschutz vornehmen müssen. Knapp 50 Prozent aller Haushalte in Heidelberg sind schon mit Fernwärme versorgt. Nur sehr schwer erschließbar sind hingegen die Hangbereiche entlang des Neckars und der Rheinebene.

Im letzten Jahr ist das Fernwärmenetz wieder um 4,5 Kilometer gewachsen und die Zahl der Hausanschlüsse um 186 auf 5.683 gestiegen. Unter anderem wurden neue Leitungen in Heidelberg-Bahnstadt verlegt sowie das bestehende Leitungsnetz in verschiedenen Stadtgebieten verdichtet.

Fernwärmenetz um 4,5 Kilometer ausgebaut

Ultraschnell Daten per Glasfaser übertragen

Die Stadtwerke Heidelberg Netze bauen das Glasfasernetz in Heidelberg aus und sorgen so für garantierte Bandbreiten und Internet mit Lichtgeschwindigkeit. Bei der Erschließung von Neubaugebieten wie Heidelberg-Bahnstadt und den Konversionsflächen werden jetzt schon flächendeckend Glasfaserkabel ­verlegt. Dabei handelt es sich um Dark Fiber: ­unbeleuchtete Glasfasern, die von privaten Telekommunikationsunternehmen oder Gewerbekunden mit aktiven Komponen­ten beleuchtet werden. Auch Privatkun­den können einen Glasfaser-Hausanschluss erhalten. Vorrangig ist dies durch Mitverlegung bei Maßnahmen von anderen Sparten im Zuge von Sanierungen möglich. Die Länge des Glasfasernetzes stieg gegenüber dem Vorjahr um 45,4 Kilo­meter.

Eine fundierte Ausbildung von Fachkräften für Fernwärmeanlagen ist eine Investition in eine klimaneutrale Zukunft.

Eine fundierte Ausbildung von Fachkräften für Fernwärmeanlagen ist eine Investition in eine klimaneutrale Zukunft.

Stromnetz 2022 2021 2020
Netz-Trafostationen 386 378 370
Länge des Leitungsnetzes¹ (km) 1.826,9 1.784,9 1.775,2
  davon Kabel (km) 1.687,0 1.644,7 1.634,2
  davon Freileitung (km) 139,9 140,2 141,0
Hausanschlüsse 22.893 22.567 22.490
Eingebaute Zähler 100.489 100.192 99.776

1 | Inklusive Hausanschlüsse

Gasnetz 2022 2021 2020
Netzdruckregeler 67 68 66
Länge des Rohrnetzes¹ (km) 889,7 888,0 886,6
Hausanschlüsse 26.784 26.868 26.681
Eingebaute Zähler 37.623 37.886 37.972

1 | Inklusive Hausanschlüsse

Fernwärmenetz 2022 2021 2020
Länge des Rohrnetzes¹ (km) 234,1 229,6 225,7
Anschlusswert bei den Kunden (MW) 542 560 565
Hausanschlüsse 5.683 5.497 5.367
Eingebaute Zähler 4.960 4.893 4.791

1 | Inklusive Hausanschlüsse
2 | Inklusive Kältenetz

Darüber hinaus hat die Netzgesellschaft den Bau und die Inbetriebnahme im Projekt Geförderter Breitbandausbau der Stadt Heidelberg abgeschlossen. In den weißen Flecken, in denen laut einer Markterhebung keine Glasfaser-Aktivitäten von privaten Telekommunikationsunternehmen zu erwarten waren, können Nutzerinnen und Nutzer von über 900 Immobilien-Objekten nun über das schnelle Internet telefonieren, surfen oder streamen. Da sich nicht alle Eigentümer für einen Glasfaseranschluss entschieden haben, werden wir weitere Objekte nachträglich anschließen oder bei Kernsanierungen Anschlüsse demontieren. Als Betriebsführer werden wir außerdem einen sichereren Betrieb der Glasfaserinfrastruktur gewährleisten und für ihre kontinuierliche Optimierung sorgen. Dazu zählen neben dem Kabelnetz auch zahlreiche Schächte, Verteiler und Technikstandorte.

Das städtische Internet der Dinge

Der Ausbau des städtischen Internets der Dinge (IoT) durch die Digital Agentur, einem gemeinsamen Unternehmen der Stadt und der Stadtwerke Heidelberg, geht weiter voran. Inzwischen sind im Stadtgebiet Heidelberg 26 Funkstandorte eingerichtet, zudem wurde der Ausbau im Heidelberger Umland begonnen.

Mehr als 2.000 Sensoren und Messeinrichtungen für das Internet der Dinge (IoT) installiert

Glasfasernetz 2022 2021 2020
Länge des Netzes (km) 301,9 256,5 205,0
Hausanschlüsse 459 435 315

 

Mehr als 2.000 Sensoren und Messeinrichtungen sind im Versorgungsnetz installiert und werden über die IoT-Plattform gemanagt. Die Nutzung dieser neuen Kommunikations- und Dateninfrastruktur ist inzwischen in unseren operativen Prozessen verankert. Ein wichtiger Anwendungsfall für die Stadtwerke Heidelberg Netze ist die Auslesung von Fernwärmekundenzählern. Perspektivisch ist es damit möglich, unseren Kunden stundengenau Auskunft über ihr Verbrauchsverhalten zu geben. Zudem ergeben sich durch die zahlreichen Messpunkte im Netz neue Ansätze zur Fernwärmeoptimierung.

Auch die Verwaltung der Stadt Heidelberg nutzt das städtische Internet der Dinge, zum Beispiel, um den Belegungsstatus der Behindertenparkplätze zu erfassen, Wetterstationen zu betreiben oder die Bodenfeuchte zur Bewässerung von Bäumen im Stadtgebiet zu überwachen.

Eine von 26 Funkstellen für das Internet der Dinge (IoT) im Netz der Stadtwerke Heidelberg – hier in Heidelberg-Wieblingen.

Eine von 26 Funkstellen für das Internet der Dinge (IoT) im Netz der Stadtwerke Heidelberg – hier in Heidelberg-Wieblingen.

Trinkwasser aus der Region für die Region:

Die Netzgesellschaft ist technischer Betriebsführer der Trinkwasserversorgung für die Stadtbetriebe Heidelberg und übernimmt auch für weitere Städte und Gemeinden Aufgaben in der Wasserversorgung.

In Heidelberg sind die Stadtwerke Heidelberg im Auftrag der Stadtbetriebe für die Betriebsführung der Wasserversorgung zuständig. Die Wasserversorgung ist regional geprägt: Mit 62,3 Prozent stammte der Großteil des Trinkwassers im Jahr 2022 aus drei lokalen Grundwasserwerken sowie zu 4,7 Prozent aus Buntsandstein-Quellen auf Handschuhsheimer sowie Ziegelhäuser Gemarkung. Die restlichen 33,0 Prozent kamen 2022 vom Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz aus dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt sowie von der Neckargruppe aus Edingen-Neckarhausen in unmittelbarer Nachbarschaft von Heidelberg.

Entgegen häufig geäußerter Meinung beziehen die Stadtwerke Heidelberg kein Trinkwasser vom Bodensee.

Wassernetz¹ 2022 2021 2020
Hochbehälter 34 34 34
Länge des Rohrnetzes² (km) 667,1 663,1 662,8
Hausanschlüsse 22.668 22.621 22.542
Eingebaute Zähler 21.367 21.321 21.309

1 | Betriebsführung für die Stadtbetriebe Heidelberg
2 | Inklusive Hausanschlüsse

Hier sind wir für unsere Partner aus Städten und Gemeinden in der Wasserversorgung aktiv:

Stadtbetriebe der Stadt Heidelberg

  • Betriebsführung der Wasserversorgung

Stadt Eppelheim

  • Belieferung der Stadt im Auftrag der StadtbetriebeHeidelberg<
  • Betriebsführung des Wasserversorgungsnetzes

Stadtwerke Neckargemünd

  • Betriebsführung der Wasserversorgung inklusive Versorgungsnetz und Wassergewinnung

Gemeinde Dossenheim

  • Belieferung der Gemeinde mit Wasser aus dem Wasserwerk Entensee im Auftrag der Stadtbetriebe Heidelberg
  • Unterstützung bei der Betriebsführung der Wasserversorgung

Gemeinde Edingen-Neckarhausen

  • Betriebsüberwachung der Wasserversorgungsanlagen der Neckargruppe
  • Baumaßnahmen an Netzen und Anlagen für eine sichere Versorgung

Baumaßnahmen an Netzen und Anlagen

Oft sind Baumaßnahmen mit Lärm und Einschränkungen verbunden – und für Bürgerinnen und Bürger ein Ärgernis. Gleichzeitig sind die Arbeiten an unseren Netzen und Anlagen eine grundlegende Investition in eine sichere Energie- und Trinkwasserversorgung und sorgen dafür, dass der Alltag für Haushalte, Geschäfte und Unternehmen auf längere Sicht möglichst reibungslos läuft.

Die Stadtwerke Heidelberg haben auch 2022 wieder Netzabschnitte und tech­nische Anlagen im gesamten Versorgungsgebiet erneuert sowie in den Neubaugebieten ausgebaut. In Heidelberg lag ein Schwerpunkt des Ausbaus auf der ­weiteren Erschließung von Heidelberg-Bahnstadt, außerdem haben wir die Arbeiten auf der ehemaligen US-Fläche Hospital abgeschlossen.

Im Fokus stand ergänzend der Fernwärmeausbau. Dabei schließen wir uns soweit wie möglich an Planungen von Partnern etwa im Bereich des Kanal- oder Gleisbaus an. So reduzieren wir die Belastungen für die Anlieger. Ein Teil der Arbeiten erfolgt im Relining-Verfahren. Diese Verlegetechnik kommt mit einem Minimum an Tiefbauarbeiten aus: Punktaufgrabungen reichen, um die Leitungen in vorhandene Rohre einzuziehen. Auch so mindern wir die Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger – und ebenso die Kosten. Das Verfahren wird überall dort eingesetzt, wo die Querschnitte der Rohrleitungen es zulassen. Das betrifft in der Regel zehn bis 15 Prozent aller Baumaßnahmen in den Sparten Gas und Wasser.

Baustelle Rohrbacher Straße: Die Maßnahme an der zentralen Verkehrsachse liegt trotz schwieriger Bedingungen an den Märkten für Baudienstleistungen und -materialien gut im Plan und wird voraussichtlich sogar um zwei bis drei Monate früher fertig.

Baustelle Rohrbacher Straße: Die Maßnahme an der zentralen Verkehrsachse liegt trotz schwieriger Bedingungen an den Märkten für Baudienstleistungen und -materialien gut im Plan und wird voraussichtlich sogar um zwei bis drei Monate früher fertig.

Rohrbacher Straße: Baustelle mit komplexen Anforderungen

Eine außergewöhnliche Maßnahme begann Ende Juni 2022 und dauert voraussichtlich bis April 2024: In der vielbefahrenen Rohrbacher Straße, zentral gelegen in Heidelberg-Weststadt, werden Fernwärmeleitungen sowie Gas- und Wasserleitungen erneuert. Auch hier sind die Anforderungen hoch: Es soll eine Vorhaltetrasse für eine später geplante Straßenbahn berücksichtigt werden. Darunter dürfen keine Leitungstrassen liegen. Zudem muss zwischen den Leitungen ein ausreichender Mindestabstand eingehalten werden, Bäume brauchen mindestens drei Meter Abstand zu den Gebäuden und 2,5 Meter zu Leitungsanlagen – und das alles auf begrenztem Raum. Auch die Länge der Baustelle von 800 Metern ist außergewöhnlich. In vielen Abstimmungsrunden unter anderem zwischen dem Amt für Mobilität, dem Tiefbauamt, dem Landschaftsamt und den Stadtwerken Heidelberg Netze wurden über einen längeren Zeitraum zahlreiche Optionen, Detailfragen und geeignete Zeiträume besprochen, bevor im Jahr 2021 der Beschluss zur Umsetzung der Maßnahme gefasst wurde.

In weiteren Abstimmungsrunden mit den städtischen Ämtern und der Polizei wurde in der folgenden Zeit die Verkehrsführung geplant. Dabei standen Fragen auf der Agenda wie: Behindern die Umleitungen Rettungskräfte? Und wie wirkt sich die parallele Baumaßnahme an der Montpellierbrücke aus?

Intensiv vorbereitet: Abstimmungsrunden zu zahlreichen Detailfragen

Baustellenbeauftragte im ständigen Dialog

Dennoch lassen sich Beschwerden nicht vermeiden. Die Baubeauftragten sind im ständigen Dialog mit allen Betroffenen und kümmern sich um ihre Anliegen. Baulärm, schlechtere Zugänglichkeit, ­erschwerte Parkplatzsituation, der Schutz der Bäume, Abholung von Mülltonnen von Sammelplätzen durch die Anwohnenden: Es gibt viele Anliegen, die an die Baubeauftragten herangetragen werden und für die sie Lösungen finden. Für Geschäfte, die Umsatzeinbußen haben, gibt es in Heidelberg zudem einen Baustellenunterstützungsfonds: Mit den Mitteln aus dem Fonds werden die negativen Auswirkungen von Baumaßnahmen abgemildert und Härten ausgeglichen. Getragen wird er gemeinsam von der Stadt Heidelberg, der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) und den Stadtwerken Heidelberg. Die Industrie- und Handelskammer Baden-Württemberg hat den Fonds als „eines von acht herausragenden Beispielen für gelungenes Baustellenmarketing“ hervorgehoben.

Obwohl wegen fehlender Fachkräfte bei den beauftragten Unternehmen des Tief- und Rohrleitungsbaus und wegen Lie­ferengpässen bei den Baumateria­lien die Bedingungen immer schwieriger werden, liegt die Maßnahme gut im Plan. Wo immer möglich, suchen wir nach Lösungen, um die schon knapp kalkulierten Bauzeiten weiter zu verkürzen und die Belastung für den Verkehr, die Gewerbetreibenden und die Anwohner zu reduzieren. So ist es uns gelungen, das ursprünglich für Mitte 2024 geplante Baustellenende nach umfassenden Abstimmungen mit der Baufirma, den Genehmigungsbehörden und beteiligten Ämtern sowie durch Parallelarbeiten an den Bauabschnitten um voraussichtlich zwei bis drei Monate vorzuziehen.

Baustellen-unterstützungsfonds: laut IHK Baden-Württemberg „eines von acht herausragenden Beispielen für gelungenes Baustellenmarketing“

Eine durchdachte Ausschilderung der Stadt Heidelberg leitet während Bauzeit zu den Geschäften in der Rohrbacher Straße.

Eine durchdachte Ausschilderung der Stadt Heidelberg leitet während Bauzeit zu den Geschäften in der Rohrbacher Straße.

Ökologische Fortentwicklung des Mobilitätsmanagements

Zu den Stadtwerken Heidelberg Netze gehört auch das Mobilitätsmanagement. Als Dienstleister für das Gesamtunternehmen stellt es Mobilitätslösungen bereit. Wir haben uns vorgenommen, unsere Pkw-Flotte bis 2030 im Zuge der Ersatzbeschaffung sukzessive, wo immer möglich und wirtschaftlich vertretbar, auf Elektroantrieb umzustellen. Im Jahr 2022 kamen acht neue E-Fahrzeuge hinzu, drei weitere waren im Frühjahr 2023 bestellt. Damit verfügten die Stadtwerke Heidelberg Ende 2022 über 15 Elektrofahrzeuge. Hinzu kommen elf Erdgasfahrzeuge.

Einen Großteil des Fuhrparks machen die Funktions-, Sonder- und Transportfahrzeuge aus. Das Angebot an alternativen Antriebstechniken hierfür ist jedoch leider begrenzt. Bislang sind noch keine Angebote absehbar, die alle nötigen Anforderungen erfüllen. Wir beobachten die Entwicklungen am Markt jedoch laufend, um verfügbare, wirtschaftlich und ökologisch akzeptable Alternativen einsetzen zu können.

Ein weiterer Ansatz zur Umstellung des Fuhrparks ist das Pooling, also die Bereitstellung von Pkw in einem Pool für kurzfristige Einsätze. So konnten wir den Bestand an Fahrzeugen in den letzten Jahren deutlich reduzieren.

Ergebnisse

Investitionen

Die Investitionen im Netzbereich gehen im Wesentlichen auf Erschließungs- und Modernisierungsmaßnahmen bei Versorgungsleitungen zurück. Treiber der Entwicklung waren weiterhin der generelle Fernwärmeausbau und die Erschließung von Heidelberg-Bahnstadt sowie die verschiedenen Baustellen im Versorgungsgebiet. Erhöht wurden ferner Investitionen in die Ertüchtigung und Verstärkung der Stromanlagen vor dem Hintergrund von höheren Stromlasten im Rahmen der Energiewende durch Photovoltaik und Elektromobilität.

Netzabgabe¹ 2022 2021 2020
Strom (Mio. kWh) 816,5 821,5 822,2
Gas (Mio. kWh) 1.519,0 1.869,2 1.679,1
Fernwärme (Mio. kWh) 484,9 554,2 474,4
Wasser (Mio. m³)² 9,8 10,4 10,6

1 | Inklusive Abgrenzungseffekte gegenüber dem Vorjahr
2 | Betriebsführung für die Stadtbetriebe Heidelberg

Investitionen (Mio. €) 2022 2021 2020
Stromnetz 8,8 10,0 10,1
Gasnetz 5,6 5,0 6,1
Fernwärmenetz 8,0 7,2 5,7
Glasfasernetz 1,8 2,6 2,8

Umsatz (Mio. €) 2022 2021 2020
Strom 65,4 67,5 68,6
Gas 22,6 27,4 24,2
Fernwärme 44,2 48,1 42,8
Glasfaser 1,6 1,5 1,1

Absatz und Umsatz

Die Strom-Nachfrage war im Jahr 2022 mit 816,5 (Vorjahr: 821,5) Millionen Kilowattstunden niedriger als im Vorjahr. Hier spiegelt sich die geringere Nachfrage aufgrund der Energiesparmaßnahmen wider. Der Gas- und der Fernwärmeabsatz sanken ebenfalls: bei Gas auf 1.519,0 (Vorjahr: 1.869,2) Millionen Kilowattstunden, bei der Fernwärme auf 484,9 (Vorjahr: 554,2) Millionen Kilo­wattstunden. Gründe waren unter anderem die Aufforderungen zur Energieeinsparung durch den Ukrainekrieg, die gestiegenen Preise sowie vergleichsweise warme Wintermonate. Die Wasser­abgabe lag, bedingt durch Wetter und ggf. Einsparungen, unter  den Vorjahren.

Die Umsätze sanken in allen Sparten entsprechend der gesunkenen Netzabgaben.

Ausblick

Die Entwicklung in den Sparten Strom und Gas wird durch die Anreizregulierung bestimmt. Ein wichtiger Faktor dabei ist die kalkulatorische Verzinsung. Seit Jahren sinkt sie stetig und mindert damit die Höhe der erzielbaren Erlöse. Diese Absenkung steht im Widerspruch zu den hohen Netzaus- und -umbaukosten für die Energiewende sowie zu den gestiegenen Kosten durch die Inflation.

Hier liegt eine wirtschaftliche Herausforderung für alle Netzbetreiber in den kommenden Jahren.
Das Geschäftsumfeld der Sparte Gas ist aktuell widersprüchlich. Bis vor Kurzem galt Gas als günstiger und verlässlicher Energieträger für den Wärmesektor sowie als Brückentechnologie in der Stromerzeugung. Die Klimaschutz-Ziele sowie der Krieg in der Ukraine führen jedoch dazu, dass verstärkt das Ende einer Versorgung mit fossilem Erdgas gefordert wird. Gleichzeitig besteht eine rechtliche Anschluss- und langfristige Versorgungsverpflichtung von Netzbetreibern gegenüber ihren Kunden. Nach heutigem Stand ist davon auszugehen, dass die bestehende Gas-Infrastruktur daher noch länger genutzt werden wird. Bis auf Weiteres werden wir unsere Gasnetze aber nicht ausbauen und weiterhin unsere Wasserstoffstrategie verfolgen.

Trotz veränderter Bezugsbedingungen und ausbleibender Gasflüsse aus Russland war die Gasversorgung im Winter 2022/2023 gesichert. Dennoch kann es im Winter 2023/2024 zu einer kritischen Versorgungssituation kommen. Wir beobachten die Entwicklung kontinuierlich und sind darauf vorbereitet, in einer Gasmangellage die Netzstabilität zu sichern.

Im Wärmemarkt bestimmt das Ziel einer weitgehend klimaneutralen Versorgung die weitere Entwicklung. Sowohl in Heidelberg als auch in weiteren Konzessionsgemeinden beteiligt sich die Netzgesellschaft an den kommunalen Wärmeplanungen. In Heidelberg ist absehbar, dass sich der Ausbau des Fernwärmenetzes verdrei- bis vervierfachen muss, um bis zum Jahr 2030 eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Verbunden damit werden erhöhte Bautätigkeiten im Stadtgebiet sein.

Ein weiteres Geschäftsfeld mit Wachstumspotenzial ist die Breitbandversorgung. Unsere Netzgesellschaft wird weiter unbeleuchtete Glasfaserkabel, sogenanntes Dark Fiber, ausbauen, betreiben und vermarkten. Neubaugebiete und Konversionsflächen erschließt sie mit Fiber to the Building (FttB), also mit einer Verkabelung bis zum Gebäude. Darüber hinaus baut sie das Netz auf Basis wirtschaftlicher Kundenanfragen aus. Das Glasfasernetz soll großen Telekommunikationsanbietern zur ­Nutzung angeboten werden.

Auch in den kommenden Jahren wird die Konversion der ehemaligen US-Liegenschaften und der parallele Ausbau der Netze und Anlagen für Strom, Wärme und Kälte, Trinkwasser und Glasfaser die Netzgesellschaft beschäftigen. Das Konversionsgebiet Patrick-Henry-Village (PHV) wird durch eine noch zu gründende Entwicklungsgesellschaft unter Führung der Stadt Heidelberg und Beteiligung der Stadtwerke Heidelberg erschlossen. Dort wird auch ein Wärmenetz 4.0 konzipiert und realisiert.

Um die Vielzahl ihrer Aufgaben effizient und kundenorientiert erledigen zu können, optimieren die Stadtwerke Heidelberg Netze ihre Organisation kontinuierlich und investieren in den Aufbau von Know-how und Fachpersonal. Die Gesellschaft setzt dabei auf die eigene gewerbliche Ausbildung und die interne Entwicklung von Fach- und Führungskräften.