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Vollständiger Bericht

Kapitel einzeln

Heidelberger Strassen- und Bergbahn

Zum Nutzen der Stadt und aller, die dort unterwegs sind

Klug entscheiden, um das Beste für Heidelberg zu erreichen

Schienenstahl und Beton waren als Folge des Kriegs gegen die Ukraine schwer erhältlich und teuer wie nie. Als Finanzier der Schieneninfrastruktur mussten wir oft kurzfristig Entscheidungen treffen: Baumaßnahme schieben oder erhöhte Preise zahlen? Mit Blick auf Verkehrsteilnehmer haben wir bei Bedarf auch mehr Geld in die Hand genommen.

Stadtwerke Heidelberg

Straßen- und Bergbahn

Die Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) übernimmt für die Stadt Heidelberg Aufgaben im Management des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Die Gesellschaft ist Investor und Eigentümer der Straßenbahn-Infrastruktur und trägt zur Finanzierung des ÖPNV in Heidelberg bei.

Zudem sind die Stadtwerke Heidelberg Betriebsführer der Bergbahnen für deren Eigentümer, die Stadtbetriebe Heidelberg. Die HSB ist zuständig für die technischen, die Obergesellschaft für die kaufmännischen Aufgaben. Insgesamt arbeiten 15 Personen bei der HSB. Hinzu kommen 40 Teilzeitkräfte als Wagenbegleiter und Servicekräfte bei den Heidelberger Bergbahnen.

Unser Umfeld

ÖPNV in Heidelberg

In Heidelberg sind Bus und Bahn arbeitsteilig organisiert:

  • Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv), gegründet 2003 von fünf kommunalen Verkehrsunternehmen inklusive der HSB, ist für den Fahrbetrieb zuständig und führt im Auftrag der HSB das Baugeschäft in Heidelberg aus. Seit 2003 überlässt die HSB Beschäftigte für den operativen Betrieb der rnv. Ende 2021 waren noch 207 (Vorjahr: 235) HSB-Mitarbeiter bei der rnv beschäftigt.

  • Die HSB ist als Investor und Eigentümer der Straßenbahn-Infrastruktur in Heidelberg verantwortlich für die Finanzierung und das Fördermittelmanagement bei Infrastrukturprojekten. Für diese Aufgaben stehen ihr ein kaufmännisches und ein technisches Projektcontrolling bei den Stadtwerken Heidelberg zur Verfügung. Zudem übernimmt sie einen Teil der Verluste aus dem Betrieb von Bussen und Bahnen in Heidelberg. Ergänzend wirkt sie für die Stadt in einer ÖPNV-Koordinationsstelle bei der Abstimmung zwischen städtischen Ämtern und der rnv mit.

Auswirkungen der Corona-Situation im Jahr 2022

Auch im Jahr 2022 wirkte sich die Corona-Situation noch auf die Nachfrage nach Bussen und Bahnen aus. Vor allem zum Anfang des Jahres hatten die Einschränkungen zur Folge, dass die digitale Kommunikation einen Großteil der Präsenztermine ersetzte und viele Pendler im Homeoffice arbeiteten. Bundesweit erreichten die Fahrgastzahlen im ÖPNV im Jahr 2022 nur rund 85 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019. Die Einnahmeverluste konnten durch eine Verlängerung von staatlichen Rettungsschirmmaßnahmen aufgefangen werden.

Wegen außergewöhnlich häufiger Infektionskrankheiten kam es im Herbst und Winter bundesweit zu hohen Personalausfällen im Schienenverkehr und beim ÖPNV. Viele Fahrten mussten gestrichen werden. Die Folgen waren eine geringere Zuverlässigkeit des Angebots und eine sinkende Nachfrage beim ÖPNV.

Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Auch der Ukraine-Krieg hatte Folgen für den ÖPNV. Die hohen Energiepreise steigerten die Kosten von Fahrstrom und Diesel, außerdem wurden energieintensive Güter wie Stahl und Beton deutlich teurer. Zusätzlich kam es bei Baumaßnahmen, die von der rnv im Auftrag der HSB durchgeführt wurden, aufgrund von Materialengpässen unter anderem wegen des Ausfalls ukrainischer Stahlwerke sowie durch unterbrochene Lieferketten zu ungeplanten Verschiebungen. Die höheren Bau- und Energiekosten konnten nur teilweise aufgefangen werden. Somit sind die ÖPNV-Defizite nicht nur in Heidelberg, sondern auch bundesweit deutlich angestiegen.

Entlastungspakete aus Politik und Verwaltung

Ende März 2022 kündigte die Bundesregierung wegen der steigenden Energiepreise finanzielle Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger an. Ein Baustein des ersten Entlastungspaketes war das 9-Euro-Ticket: eine Monatskarte für den ÖPNV, die zwischen dem 1. Juni und dem 31. August 2022 bundesweit genutzt werden konnte und deutlich günstiger war als reguläre Zeitkarten. Die Kosten für den Bund lagen bei 2,5 Milliarden Euro. Das 9-Euro-Ticket brachte vor allem mehr Menschen in ihrer Freizeit in Busse und Bahnen. Besonders beliebt war es in touristischen Regionen. Im Alltagsverkehr wurde es dagegen weniger genutzt. Im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) konnte kein nachhaltiger Effekt erzielt werden.

Lokal profitieren die Einwohner in Heidelberg seit dem 1. September 2022 von städtisch bezuschussten Jahrestickets mit verbundweiter Gültigkeit. Die Vergünstigungen gelten für Kinder, Jugendliche sowie Schülerinnen und Schüler unter 21 Jahren mit Erstwohnsitz in Heidelberg, Inhaber des Heidelberg Pass und des Heidelberg Pass+ sowie Seniorinnen und Senioren. Schüler und Jugendliche sowie Inhaber der Heidelberger Vergünstigungspässe bezahlen für Jahreskarten nur noch drei Euro im Monat, Senioren bekommen 200 Euro Zuschuss auf die Karte ab 60. Die Maßnahme wurde von der Stadt Heidelberg initiiert und finanziert. Sie gilt vorerst bis zum 31. August 2023.

Bundesweit erreichten die Fahrgastzahlen im ÖPNV nur 85 Prozent der Vor-Corona-Zeit.

Bundesweit erreichten die Fahrgastzahlen im ÖPNV nur 85 Prozent der Vor-Corona-Zeit.

Unsere Leistungen

Baumaßnahmen trotz herausfordernder Rahmenbedingungen vorangebracht

Im Februar 2022 konnte die größte Baumaßnahme aus dem Vorjahr zwei Monate früher als geplant abgeschlossen werden: die Modernisierung und der barrierefreie Ausbau des Streckenabschnitts Kurpfalz-Centrum bis Friedhof in Leimen. Nicht nur der Zeitplan, auch das Budget wurde deutlich unterschritten.

Die Preissteigerungen sowie Engpässe bei Materialien, Logistik und Baudienstleistungen wirkten sich jedoch auf viele andere Baumaßnahmen am Gleisnetz aus. So mussten wir in mehreren Fällen Maßnahmen wegen fehlender Angebote ins Folgejahr schieben. Dennoch konnten wir die wichtigsten Investitionen voranbringen, wenn auch zu teilweise deutlich höheren Kosten. Dazu zählte vor allem der Weichenaustausch am Römerkreis Süd in Heidelberg-Bergheim. Zwar waren die Angebote für die erforderlichen Bauteile in Summe 0,76 Millionen Euro teurer als geplant, aber wir haben uns in Abstimmung mit unserem Aufsichtsrat dazu entschlossen, diese Mehrkosten in Kauf zu nehmen. Denn nur so konnte eine geordnete Erneuerung an diesem zentralen Verkehrsknotenpunkt stattfinden – im Interesse der Sicherheit und eines störungsfreien Verkehrsflusses für die Nutzerinnen und Nutzer der Straßenbahnen sowie aller weiteren Verkehrsteilnehmenden.

0,76 Millionen Euro mehr für sicheren und störungsfreien Verkehrsfluss in Kauf genommen

Eine weitere Baumaßnahme umfasste die Erneuerung der Gleise und Weichen am Hans-Thoma-Platz in Heidelberg-Handschuhsheim. Auch diese Investition wurde zu deutlich höheren Kosten als geplant getätigt. An der Theodor-Heuss-Brücke wurden zudem vier Schienenauszugsvorrichtungen ausgetauscht sowie am Bismarckplatz bei der Gleisausfahrt Richtung Norden neue Schienen eingebaut.

Zudem hat die HSB als Eigentümerin des Betriebshofs, der von der rnv als Straßenbahn- und Bus-Depot genutzt wird, die Elektrik in und an den Gebäuden erneuert. Wegen der langjährigen Diskussion über den weiteren Umgang mit dem platzmäßig unzureichenden Betriebshof kam es dort zu einem Sanierungsstau. Ab dem Jahr 2026 will die rnv am Standort einen neuen Betriebshof bauen. Um den Betrieb bis dahin aufrecht halten zu können, stehen noch weitere Übergangsinvestitionen in die Fahrleitungen an.

Digitale Anzeigen für Bus-Haltestellen

Seit 2020 haben wir an weiteren stark frequentierten Bushaltestellen digitale Anzeigen mit aktuellen Abfahrtszeiten und Störungsinformationen angebracht. Im ersten Halbjahr 2022 wurden die letzten 55 Monitore montiert. Das Programm ist damit abgeschlossen. Alle wichtigen Haltestellen haben seither eine Echtzeitanzeige. In den Jahren 2024/25 werden im Zuge des barrierefreien Ausbaus der Haltestellen in Handschuhsheim-Nord und der Freiburger Straße noch weitere sieben Anzeiger hinzukommen.

Alle wichtigen Haltestellen mit  digitalem Fahrgast-Informationsanzeiger ausgestattet

Digitalisierung des Straßenbahnnetzes weiter vorangebracht

Die HSB baut in ihrem Straßenbahnnetz sukzessive ihr Glasfaserkabelnetz aus, damit die digitalen Fernwirkanlagen von Gleichrichterunterwerken, Signalen und Haltestellen mit der Betriebsleitzentrale der rnv in Mannheim verbunden und von dort gesteuert werden können. Auch im Jahr 2022 wurden im Zuge von Gleisbaumaßnahmen wieder Kabelleerohre verlegt. Sobald die Glasfaserkabel eingezogen werden, besteht eine durchgehende Verbindung vom Römerkreis nach Rohrbach und Leimen. Damit wird das ganze Straßenbahnnetz in Heidelberg mit Glasfaser versorgt sein.

Am Tag des offenen Denkmals gab es unter anderem Einblicke in den Maschinenraum der Bergbahnen.

Am Tag des offenen Denkmals gab es unter anderem Einblicke in den Maschinenraum der Bergbahnen

Heidelberger Bergbahnen

Die Heidelberger Bergbahnen – die moderne untere sowie die obere mit den Originalwagen aus dem Jahr 1907 – gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen in Heidelberg. Für ihren technischen Betrieb ist die HSB im Auftrag der Stadtbetriebe Heidelberg zuständig. Seit dem Jahr 2009 fahren die Bergbahnen mit 100 Prozent Ökostrom. Damit sind sie nicht nur die ältesten Elektromobile Heidelbergs, sondern auch vorbildlich umweltschonend.

Seit dem Jahr 2004 sind die Heidelberger Bergbahnen im Denkmalbuch des Landes als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingetragen. Am Tag des offenen Denkmals im September 2022 haben wir zu Führungen über Geschichte und Technik bei den Bergbahnen eingeladen. Während der Fahrt auf den Königstuhl und an den einzelnen Stationen gab es Einblicke hinter die Kulissen sowie Fakten und Anekdoten aus den letzten 132 Jahren.

Am Hans-Thoma-Platz in Heidelberg-Handschuhsheim wurden 2022 Gleise und Weichen saniert.

Am Hans-Thoma-Platz in Heidelberg-Handschuhsheim wurden 2022 Gleise und Weichen saniert.

VERKEHRSINFRASTRUKTUR IN HEIDELBERG 2022 2021 2020
Länge der Straßenbahngleise (km) 54,2 53,9 53,9
Linienlänge Bergbahn (km)¹ 1,5 1,5 1,5

1| Stadtbetriebe Heidelberg

Investitionen und Zuschüsse bei der HSB

Die Investitionen in Sachanlagen im Jahr 2022 betrugen 11,8 (Vorjahr: 14,8) Millionen Euro und betrafen verschiedene Projekte zur Erneuerung von Gleisen und Weichen sowie den Ausbau digitaler Fahrtenanzeigen.

Ergebnisse

Zuschüsse

Im Jahr 2022 haben wir 2,1 (Vorjahr: 4,9) Millionen Euro Zuwendungen für verschiedene Baumaßnahme erhalten.

Fahrgastzahlen bei den Heidelberger Bergbahnen

Die Heidelberger Bergbahnen waren auch im Jahr 2022 noch stark von den Corona-Einschränkungen betroffen. Bis April durften die Bahnen aufgrund rechtlicher Vorgaben nur mit halber Auslastung unterwegs sein. In der folgenden Zeit brachten sie zwar wieder mehr Gäste zum Schloss bzw. zum Königstuhl. Doch mit mit 1.578.945 Fahrgästen lag die Auslastung der Bergbahn im Jahresdurchschnitt immer noch 25 Prozent unter dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019.

Die Erlöse der Bergbahnen fallen bei den Stadtbetrieben Heidelberg an, in deren Auftrag die HSB die Betriebsführung übernommen hat.

Investitionen (Mio. €)

2022 2021 2020
11,8 14,8 10,3

 

Zuschüsse (Mio. €)

2022 2021 2020
2,1 4,9 1,5

 

Fahrgäste

2022 2021 2020
1.578.945 759.495 924.970

 

Ausblick

Der Ausbau des ÖPNV ist eine wesentliche Stellschraube beim Klimaschutz. Um die Klimaziele der Stadt Heidelberg zu erreichen, stehen in den nächsten Jahren umfassende Investitionen in klimaneutrale Antriebe und den Ausbau des Angebots besonders für die entstehenden neuen Stadtteile auf den Konversionsflächen sowie im Neuenheimer Feld an. Die HSB unterstützt diese Entwicklungen durch ihr Know-how und ihre hohen Qualitätsstandards im Fördermittelmanagement: unter anderem durch zeitnahe Antragsstellung, Abwicklung und Abrechnung von Maßnahmen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG).

Auch in den kommenden Jahren stehen wieder Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur an. Dazu gehören weitere Sanierungen am HSB-Betriebshof in Heidelberg-Bergheim sowie Arbeiten an der Schieneninfrastruktur. Da die weitere Entwicklung der stark gestiegenen Bau- und Materialpreise schwer vorhersehbar ist, gibt es Unsicherheiten bei den Kosten und Zeitplänen der geplanten Investitionen. Die aktuelle Kostensituation wird jedoch dadurch gemildert, dass das Land Baden-Württemberg bei den Zuschüssen nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) die formelle Obergrenze von 20 Prozent Mehrkosten gegenüber der Programmanmeldung Ende 2022 aufgehoben hat. Bei geförderten Bauprojekten kann damit zumindest ein Teil der Mehrkosten gedeckt werden.

Ein weiteres Ziel bleibt es, eine hohe Attraktivität der Bergbahnen für die Heidelberger und ihre Gäste sicherzustellen.